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  • Regenwetter

683 Beiträge seit 29.04.2023

Wir sind so was von verlogen

Meinen Dank für den Artikel vorweg.

Sowohl emotional als auch rational sind die meisten Menschen durch das Töten und Gewalt antun berührt. Und dies berührt sein betrifft nicht nur den Krieg im nahen Osten, er betrifft den Krieg in der Ukraine, im Sudan, in vielen weiteren Gebieten der Welt.

Ein persönliches Schlüsselerlebnis für mich war der Jugoslawienkrieg. Dieser ist rd. 25 Jahre her und die Zeit danach war keine friedliche.

Im Mittelalter hatten wir Raten von durch Gewalteinwirkung gestorbenen Menschen die um ein Vielfaches höher waren als heute. Das pro Jahr auf 100 000 Einwohner 100 durch Gewalt Gestorbene kamen war keine Seltenheit. 2023 hatten wir 213 Morde, enger gefasst als durch Gewalteinwirkung gestorben, in Deutschland. Eine Rate von ,25 auf 100 ooo Einwohnern, für alle Tötungsdelikte dürfte diese Rate bei 3,5 bis 4 liegen.
Innergesellschaftlich haben wir das Problem erkannt und Mechanismen geschaffen das Töten zu verringern. Wenn aus der Psychatrie auch bekannt ist, dass Individualpsychologie und die Psychologie der Massen unterschiedlich zu betrachten ist, wird es sich lohnen für das Verhältnis der Staaten/Gruppen untereinander auf die grundlegenden Mechanismen dieser innergesellschaftlichen Maßnahmen zu schauen. Ein wesentlicher Faktor wird sein, dass wir das Gewaltmonopol auf den Staat übertragen haben, mit seiner Verpflichtung es für uns durchzusetzen. Ich wäre Traumtänzer, würde ich annehmen, dass dieser seiner Verpflichtung so nachkommen kann, dass alle zufrieden sind. Aber wir müssen eben auch mit unvollkommenen Lösungen leben.
Der Jugoslawienkreig zeigte mir damals, dass die "neue Welt" nach dem Untergang der UdSSR keine friedliche werden würde, die folgenden Kriege im Irak, Afghanistan, Libyen, alle zur Machtausweitung des Kapitalistischen-Werte-Westens, bestätigten meine Befürchtung. Die Debatten zu ihm zeigten auch, dass die bestehenden internationalen Interventions-, Streitschlichtungsmöglichkeiten als so unentwickelt dargestellt werden konnten, dass es scheinbar eine responsibility to protect gibt, die jederzeit und von jedem missbraucht werden konnte.
Ich hatte die Erwartungshaltung an der Fortentwickelung, nicht das Schwafeln mit, des Völkerrechts wird von meiner Regierung gearbeitet. Mir war klar, dass dies international nicht auf Freude stoßen wird. Recht begrenzt immer die einseitige Wirkungsmöglichkeit des Starken. Ich fühle mich heute nur verarscht. Auf der einen Seite, wo das Völkerrecht den eigenen Vorteilen zugewandt werden kann, wird es betont. Auf der anderen Seite, wo Galant 2 Tage nach dem Verbrechen sich so äußerte, dass es als Ankündigung eines Völkermordes verstanden werden konnte, wird das Selbstverteidungsrecht als Banner vor sich hergetragen.
Wir haben in den letzten Jahrzehnten versagt, wir versagen heute.

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