Zugegeben: die Mieten für Wohnungen in der Berliner Innenstadt, die ich mir gerade auf einem Immobilienportal angeschaut habe, sind gesalzen. Allerdings ist es nicht ein einzelner Vermieter, der mal eben versucht, ob ein Fisch anbeisst - vielmehr hat eine erstaunlich ansteigende Nachfrage zu Preisen geführt, die
- für eine Grossstadt nicht unbedingt erstaunlich sind.
- die in sehr heftiger Weise als Niederschlag der europäischen Niedrigzinspolitik zu sehen sind. Derzeit ist es netter, in Immobilien zu investieren als in warme Brötchen.
Festzustellen ist, dass das lokale Lohnniveau ordentlich was hergeben muss, wenn mieten noch stärker gesteigert werden sollen. Allzu viel Luft dafür dürfte es kaum geben.
Bei Eigentumswohnungen sieht die Situation völlig anders aus, weil auch so mancher ausländischer Käufer in Frage kommt. Solche müssen sich aber bewusst sein, dass auch diese Blase platzen wird, wenn der Markt sich noch mehr überhitzt.
Die Mietpreisbremse als Allerheilmittel? Mir wäre kein erfolgreiches Beispiel bekannt. Dafür das Gegenteil: in Genf hat man vor fast 30 Jahren "was für die Bevölkerung tun wollen" und einen Mietenstopp implementiert. Die Folgen waren gelinde gesagt verheerend:
- es wurde fast nur noch in (wenige) Luxus-Immobilien investiert
- ein beachtlicher Teil der Bevölkerung zog auf "das Land". Aus geographischen Gründen war damit in sehr vielen Fällen ein Grenzübertritt [1] verbunden.
- auf dem Land wurden zunehmend Bürger verdrängt, weil die Mietpreise explodierten.
- in der Stadt hatte man es zunehmend mit Schrottimmobilien zu tun, in die keiner mehr investierte.
Die Alternative? Etwas Wettbewerb in der Stadt, keine überbordenden Bauvorschriften oder gar vollständige Stopps und - der Bürger soll die Wahl haben - ernstzunehmende ÖV-Anbindungen an das Umland.
[1] Wikipedia
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/5f/Reliefkarte_Genf.png/680px-Reliefkarte_Genf.png
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.09.2021 15:39).