Ansicht umschalten
Avatar von 12haf
  • 12haf

488 Beiträge seit 24.01.2002

Re: Absurde Logik - keine negative Korrelation Reallohn/Migration

Wolfgang1949 schrieb am 21.10.2024 18:11:

Und was ist mit der Korrelation zwischen Reallohn und Migration in die andere Richtung?
Deutschland ist ein Auswanderungsland für Fachkräfte.
...
Unter normalen marktwirtschaftlichen Bedingungen, würden die Arbeitgeber höhere Löhne zahlen und attraktivere Arbeitsbedingungen schaffen. Offensichtlich sind die Reallöhne für Deutsche hier zu niedrig.
Was tun die Arbeitgeber? Sie fordern Hilfe vom Staat! Sie wollen sich die billigen Rosinen herauspicken aus dem Fachkräfteangebot unter den Migranten und der unbrauchbare Rest soll dem Steuerzahler überlassen werden.
Die Fachkräfte werden in ihren Herkunftsländer dringender gebraucht.
Das gilt hüben, wie drüben.

Für einen Teil der Menschen mögen die geringen Reallohnzuwächse der letzten Jahrzehnte ein Grund für die Auswanderung sein. Auswanderer geben aber auch weitere Gründe an, wie Reiz an Neuem, politische Beweggründe, Karriere, Partnerwahl, Lebensqualität,... [1, 2]
Ob sich daraus eine relevante Korrelation Auswanderung/Reallohn ergibt - ich weiß es nicht.

Man sollte auch im Hinterkopf behalten, dass Studien zeigen, dass von 100 Menschen die ins europäische Ausland auswandern, nach zehn Jahren wieder 80 zurückgekehrt sind [3].

Bei den weltweit Ausgewanderten kehren nach zehn Jahren grob 70% wieder zurück. Der "Braindrain" an Fachkräften die Deutschland ans Ausland verliert, ist sehr gering - auch diese kommen zu großen Teilen wieder zurück [4]:

In den vergangenen zehn Jahren sind rund 180.000 Deutsche pro Jahr ins Ausland gezogen, während durchschnittlich 129.000 Bundesbürger wieder nach Deutschland zurückkehrten. ... Von einem Braindrain, dem Verlust hochqualifizierter Fachkräfte, kann nach seiner Einschätzung aber erst gesprochen werden, wenn deutlich mehr Hochqualifizierte auswandern als zurückkehren. "Hierfür sehen wir in unserer Studie aber kaum Belege", sagt Ette. Bei den deutschen Auswanderern haben demzufolge 76 Prozent einen Hochschulabschluss, bei den Rückkehrern sind es 68 Prozent. Ette plädiert dafür, die gesamte Wanderungsbewegung zu betrachten, also auch die Einwanderung von ausländischen Fachkräften nach Deutschland. Diese Bilanz sei positiv.

Gegen Lohndumping bei Fachkräften (oder grundsätzlich), helfen letztlich nur starke Gewerkschaften. Wichtig wäre auch ein gesellschaftlicher Wandel der fordert, dass die Schere zwischen Produktivität und Reallöhne wieder geschlossen wird. Da stehen die Chancen aber denkbar schlecht, da die Wähler neo-liberale Parteien wie AfD, FDP, CDU, Grüne und SPD wählen.

[1] https://www.wiwo.de/erfolg/trends/deutsche-auswanderer-warum-deutsche-wegziehen-zwei-auswanderungsberater-berichten/29015920.html
[2] https://www.perspektiveausland.com/auswanderung/wichtigste-beweggruende-deutsche-heimatland-verlassen
[3] https://www.nwzonline.de/politik/berlin-studie-hohe-rueckkehrquote-bei-auswanderern_a_1,0,655474602.html
[4] https://www.dw.com/de/einmal-auswandern-und-zur%C3%BCck-manchmal/a-51564332

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.10.2024 22:43).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten