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Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Re: Nachtrag für telepolis und die Autoren und die Moderatoren

Ah, ich versuche es einfacher zu formulieren: Wir sind uns wohl einig, dass Links und Rassismus nach der engeren (sprich: genetischen/biologischen) Definition nicht vereinbar sind. Meine Ergänzung war, dass ich auch die ungerechtfertigte Unterstellung von Rassismus nicht als mit Links vereinbar betrachte.

Vielen Dank, so wird es für mich verständlicher! :-)
Prinzipiell bin ich damit einverstanden.

Nur haben sich "die Selbstgerechten" überhaupt darauf eingeschossen, mit reinen Unterstellungen zu arbeiten und diese arbeiten in einem "theoretischen Modell".

Es ist gar nicht wichtig, dass etwas rassistisch ist, es ist auch nicht wichtig, ob das Gesagte als rassistisch gemeint war, sondern ausschlaggebend ist, ob es so empfunden wird.

Der Subjektivismus gilt aber nicht für alle Beteiligten an einer Diskussion gleichermaßen, denn entscheidend ist nicht, was gesagt wird, sondern wer etwas sagt.

Da "den Weißen" unterstellt wird "Macht zu haben" und diese sichern zu wollen, so dass "Rassismus" immer nur in eine Richtung ausgeübt werden kann, kann "der Weiße" auch keine rassistische Ausgrenzung erfahren, da dies per Definition ("Macht") ausgeschlossen worden ist.

Das unterstellte "Machtverhältnis" per Hautfarbe (oder Geschlecht) fungiert hier als Ersatz für die Analyse der bspw. sozio-ökonomische Verhältnisse, aus denen sich "Macht" speisen würde oder könnte - also als Ersatz für die Analyse dieser Realität.
Zusätzlich gibt es gar keine objektive Realität, sondern die wird von den Subjekten in diesen "Strukturen" immer wieder "konstruiert".

So bekommt der subjektivistische Brei wieder eine Kontur, indem eine "Wahrheitshierarchie" via "Opfer-Olympiade" hergestellt wird (das kennt man bereits aus dem feministischen Kontext: "Believe all women!" und zwar nur, weil sie Frauen sind).
Gäbe es diese Kontur nicht, hätten zwangsläufig mit der subjektiven Wahrnehmung der Realität gleichermaßen Recht oder Unrecht.
Es gibt ja keine objektive Realität, an der sich der Wahrheitsanspruch einer Aussage zu messen hätte.
"Wahrer" ist demnach die Wahrnehmung der Betroffenen/Diskriminierten/Unterdrückten und damit hat man die Erkenntnistheorie subjektiviert und die objektive Realität entsorgt.

Als dieser Irrsinn in den US-amerikanischen Universitäten institutionalisiert worden war, hatten die natürlich kein Interesse daran, dass die "Unterdrückung" jemals aufhört, denn sie würden sich selber überflüssig machen.
Ergo gab es die Erfindung immer kleinteiligerer und perfiderer Instrumente der "Unterdrückung". Wenn Aggressionen nicht reichen, dann erfinde "Mikro-Aggressionen".

Das hat den Effekt, eine solide Paranoia zu generieren, in der alles alles als "rassistisch" wahrzunehmen ist und dies als "rassistisch" wahrzunehmen obliegt denen, die von Rassismus betroffen sind und nur sein können (s.o.).

Weshalb niemand Lust hat, mit ihnen und ihrer paranoid geschulten Wahrnehmung zu kommunizieren - faktisch läuft es auf eine Segregation der "Rassen" hinaus.
Also Pi mal Daumen das Gegenteil von dem, was Linke erreichen woll(t)en.

Für mich geht Links mit kritischer Hinterfragung von Bestehendem einher, und mit Unterstellungen eine kritische Hinterfragung zu vermeiden ist demnach für mich nicht links, wird aber gerne erstaunlicherweise gerade von einer sich links und moralisch überlegen fühlenden Gruppe sehr gerne praktiziert.

Ja, denn "theoretisch" gesetzt sind "geschützte Gruppen", für die gilt, dass sie per "Theorie" zu den Unterdrückten und Marginalisierten gehören.
Islam = Minderheit und deshalb schützenswert.
Die Frage, wie "der Islam" agiert, wo er in der Mehrheit ist wird ausgeklammert, dass Linke seit ihrem Bestehen Religionskritik betrieben haben wird ausgeklammert.

Es wird ebenfalls ausgeklammert, wir haben in Deutschland drei Mal so viele Atheisten wie Muslime, denn da die "Theorie" aus den USA stammt und es diese Anzahl von Atheisten dort nicht gibt, wird eine Frontstellung von "den Christen" und "dem Islam" reinszeniert, die hier nur in rechten Szenarien des "christlich (-jüdischen) Abendlands" eine Rolle spielt. Das ist eine der vielen Situationen, in denen sich Links- und Rechtsidentitäre die Bälle zuspielen.

D.h. wir haben ebenfalls irre Situation, dass "Linke" am liebsten wieder Gesetze gegen Blasphemie erlassen würden, nur um die "unterdrückten" Wahhabiten zu schützen, die aus Saudi-Arabien finanziert werden und eine reaktionäre Spielart des Islam verbreiten.

Letzteres rein sarkastisch.

So nebenbei (neue Baustelle) haben wir wohl beide explizit unveränderbare biologische Merkmale erwähnt, die nicht zu einem Vorurteil führen dürfen im Bewusstsein, dass Links und die erweiterte Definition von Rassismus, die auch nicht-biologische und nicht unveränderbare Merkmale umfasst, nicht zwingend keine Schnittfläche hat. Ich denke da z.B. an teils recht krasse Ausfälle gegen religiöse Menschen, die sich nicht unbedingt mit Links-Sein beissen.

Ich möchte anders herum darauf hinweisen, es ist der Rassismus und Sexismus gegen "weiße alte heterosexuelle Männer" jederzeit zulässig und jeder Hass auf sie "gerechtfertigt".
Um so "sensibler" gegen Spuren von Sexismus und Rassismus im alltäglichen Bewusstsein vorgegangen wird, desto offensichtlicher ist die sadistische Freude an der Benachteiligung, Diskriminierung, Ausgrenzung dieser Gruppe.

Wenn man nämlich einmal anfängt, einen Sündenbock nach Hautfarbe und Geschlecht zu konstruieren und also nicht nur darauf verzichtet "alle Verhältnisse umzustürzen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen" ist, sondern sich eine Begründung schafft, warum es legitim ist, aus ihm ein ein "erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen" zu machen, dann hat man ohnehin jeden Anspruch auf eine menschliche Welt aufgegeben.

Charakteristisch für die "Pseudo-Linke" ist jenseits ihrer Selbstvermarktung als "Radikale", wie wenig von dem Anspruch einer universellen Emanzipation der Menschheit (ohne Gender, Hautfarbe und sexueller Orientierung) in ihnen noch übrig ist. Sie sind ein trauriger Witz.

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