hinsichtlich der tatsächlichen Zahl würde ich eine höhere, vor allem illegale Immigranten betreffende postulieren. Denn diese haben überhaupt kein Interesse mehr, sich registrieren zu lassen. Ab Februar 2015 erhielten aufgrund eines Erlasses der damaligen Immigrationsministerin Christodoulopoulou alle im Land ankommenden Personen trotz eines illegalen Grenzübertritts einen sechsmonatigen Aufenthaltsstatus. Das erste "wir schaffen das" kam eben nicht von Merkel.
Mouzalas selbst sprach im fraglichen Interview bei Skai die Zahl 50.000 aus, die seiner eigenen amtlichen Statistik widerspricht http://www.skai.gr/news/politics/article/352778/mouzalas-sumvoliki-i-epaneisdohi-prosfugon-apo-tin-germania-/
Berufen kann man sich auf so etwas nicht, denn am nächsten Tag hätte man das Dementi "ich habe mich versprochen".
hier bleibt einem Chronisten nur, dies zu registrieren. IOM und UNHCR sind allerdings auch auf griechische Daten angewiesen. Warum ich der amtlichen Statistik nur einen Wert glaube, habe ich hoffentlich hinlänglich beschrieben.
Einen Beleg für die unterschiedliche ethnische Zusammensetzung der in Griechenland ankommenden Immigranten und Flüchtlinge liefert eine Polizeistatistik, welche jedoch nur die unter dem Vorwurf des illegalen Grenzübertritts Festgenommenen Personen erfasst.
2014 und 2015 waren Syrer, Iraker und Afghanen nei knapp 80 Prozent in der überwiegenden Mehrzahl
http://www.astynomia.gr/images/stories//2015/statistics15/allodapwn/12_statistics_all_2015_sull_yphkoothta.png
In den ersten fünf Monaten 2017 machten diese Volksgruppen jedoch weniger als 50 % aus . http://www.astynomia.gr/images/stories//2017/statistics17/allodapwn/5_statistics_all_2017_sull_yphkoothta.png
Grenzübertritte gibt es auch trotz des Zaunes über die Festlandsroute und den Evros-Fluß. Hier werden regelmäßig Festnahmen von Schleusern und Immigranten registriert (http://www.thessnews.gr/article/43917/kinimatografiki-katadioxi-diakiniti-metanaston-sti-chalastra). Als weitere Alternativroute für im Schnitt 300 Euro pro Kopf gibt es den Weg von Alexandria in Ägypten an die Küste Kretas (http://www.haniotika-nea.gr/egklimatiki-omada-diakinouse-prosfiges-ke-metanastes-meso-kritis/).
Was Ihre Frage bezüglich der Sammellager auf Inseln angeht bin ich schlicht der Überzeugung, dass es den Verantwortlichen vollkommen egal ist, wie die dortigen Personen leben, leiden und vor allem wie sie durch diese Behandlung wirksam radikalisiert werden. Ich kann mir unabhängig jeglicher Bewertung von Fluchtgründen durchaus vorstellen, wie viel Hass sich dort anstaut und mit welcher sozialen Einstellung die derart Behandelten dann irgendwann das Festland und das übrige Europa erreichen. Es gibt mir zu denken, dass journalistische und fotojournalistische Besuche dort nur auf Antrag und in einer Art überwachter Reportage möglich sind.
Die Regierung beruft sich in diesem Zusammenhang immer wieder auf den EU-Türkei Pakt, der genau dies vorschreiben soll. Die im Kern gleiche Regierungstruppe versuchte 2015 das humanitäre Drama als Druckmittel in der Euro-Krise einzusetzen. Mouzalas hatte vor 2015 in seiner Funktion als Mediziner für Hilfsorganisationen stets inhumane Zustände als nicht hinnehmbar kritisiert. Die schlechte Unterbringung auf den Inseln, das monatelange Einsperren und der Hass, der in der Bevölkerung geschürt wird haben jedoch eine offenbar gewollte, abschreckende Wirkung. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich derartige inhumane Zustände nicht akzeptieren möchte und gleichzeitig eine Gefahr der Radikalisierung sehe.
Die rein empirische, subjektive Beobachtung vor Ort lässt hier nichts Gutes erwarten. Wenn sich die Zahlen aus welchem Grund auch immer (Italien, Spanien, Türkei) sprungartig erhöhen, dann hat die griechische Regierung nach meinem Stand der Information keinen vernünftigen Plan. Hinsichtlich der Neuankömmlige bewegen wir uns 2017 auf dem Niveau von 2014, also kurz bevor die Zahl der Ankommenden das absolute Chaos und alles andere als eine planvolle, humanitäre Politik in Europa auslöste.
Es wurden in der Zwischenzeit zwar zahlreiche Lager in Griechenland gebaut, aber diese wären im Zweifelsfall, da sie jetzt schon überbelegt sind, kaum ausreichend, um die Menschen unterzubringen.