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  • Farshid

mehr als 1000 Beiträge seit 24.07.2009

Gegen den Strom des Hasses

In seiner Glosse geißelt der populäre ägyptische TV-Moderator und
Satiriker Bassem Youssef die wachsende Intoleranz und politische
Borniertheit im heutigen Ägypten jenseits der ideologischen Lager:

"Herzlichen Glückwunsch, allerseits: Wir sind endlich die
Muslimbruderschaft für immer losgeworden. Was für eine Erleichterung!

Endlich haben wir ein Ägypten ohne Muslimbruderschaft und es wird, so
Gott will, auch keine Salafisten geben. Es ist nur eine Frage von
Tagen bis die Mitglieder der Muslimbruderschaft wieder einmal im
Gefängnis sitzen und Ägyptens Normalzustand wiederhergestellt ist.
Dieser Normalzustand, wo die Menschen gut aussehen ohne Bärte oder
Niqabs – jene "gutaussehenden Menschen“, die wir immer wieder im
Fernsehen sehen... Ägypten wird endlich ein freies, liberales Land
sein. Auf Nimmerwiedersehen, Islamisten.

Wie bitte?! Einige Mitglieder der Muslimbruderschaft sind vor dem
Sitz der Republikanischen Garde in Kairo gestorben? Na, was hatten
die denn dort überhaupt verloren? Sind wir denn im Grunde genommen
nicht froh darüber, dass es ihnen so ergangen ist? Wie? Da will nicht
so recht Freude aufkommen?! Dann musst du wohl ein Anhänger der
Muslimbrüder sein! Ein Feind des Militärs und des Staates! Und
wahrscheinlich arbeitest du noch nebenberuflich als Terrorist, wie?!

Nein. Ich stehe aber hinter dem, was am 30. Juni geschah. Und ich bin
auch der Meinung, dass Mursi als Präsident ungeeignet war. Doch das
ändert nichts an meiner Überzeugung, dass der Vorfall am Sitz der der
Republikanischen Garde in Kairo gründlich untersucht werden muss.
Auch würde ich gerne wissen, wie lange die Fernsehkanäle der
Islamisten geschlossen bleiben? Auch meine ich, dass unsere
Privatmedien derzeit nur so vor Diskriminierung und hetzerischer
Rhetorik strotzen.
....

Diese Leute mit ihren liberalen Werten und ihrer Ehrfurcht vor der
Freiheit unterscheiden sich nur wenig vom radikalen Prediger Khaled
Abdullah, den "religiösen Mann", der berüchtigt ist für seine Aussage
"Möge Gott uns von euch und euresgleichen [den Liberalen] befreien."

Ich traue den Muslimbrüdern nicht. Aus persönlicher Erfahrung haben
wir gelernt, dass sie ihr Wort nicht halten und immer wieder lügen,
solange es ihrer politischen Propaganda dient. Sie haben ihre Mittel
und Wege, die Religion zu manipulieren und ihre Aktionen zu
rechtfertigen, wenn es ihrer Politik nützt.

Diffamierung als Teil der politischen Strategie

Die Muslimbrüder und die Salafisten bedachten den Abgeordneten
Mostafa Bakry im Parlament mit stehenden Ovationen, als er Mohammed
ElBaradei des Verrats bezichtigte. Sie unterstützten ägyptische
Staatssicherheit, als diese friedliche Demonstranten attackierten.
Und sie nannten diejenigen, die auf dem Tahrir-Platz Sitzblockaden
abhielten, Verbrecher, Spione, Homosexuelle und Drogenabhängige.

Die Islamisten waren die ersten, die sich beim Militär anbiederten.
Sie betrachteten jeglichen Widerstand gegen den Obersten Militärrat
als Angriff auf den Staat. Sie waren es, die ganz begierig darauf
waren, den Kopten offen das Vertrauen abzusprechen, während sie ihre
Opfer der blutigen Zusammenstöße von Maspero beflissentlich
ignorierten, und beschuldigten sie des Verrats sowie der Verschwörung
mit dem Westen.

Ja, die Muslimbruderschaft hat all das und noch mehr getan, ihr
Vertrauen in der Öffentlichkeit zu verspielen. Kein Wunder also, dass
die Massen gegen Mursi rebellierten. Seine Organisation verdiente den
Abscheu der Bevölkerung. Und man sollte gegen die führenden Kader der
Bruderschaft wegen des Verdachts auf Anstachelung zu Gewalt und wegen
ihrer dubiosen internationalen Beziehungen dringend Ermittlungen
einleiten – eine zwingende politische und rechtliche Konsequenz.

.........

Mein lieber Antimuslimbruderschafts-Liberaler! Erlaube mir, dich
daran zu erinnern, dass du dich vor nur ein paar Wochen verzweifelt
darüber beschwert hast, wie düster die Zukunft doch aussähe. Doch
jetzt, da du von der Bruderschaft "befreit" wurdest, bist du zu einem
genauen Abbild ihres Faschismus und ihrer Diskriminierung geworden.

http://de.qantara.de/Gegen-den-Strom-des-Hasses/21405c24031i1p525/ind
ex.html

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