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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Waffenindustrie der Anfang oder das Ende?

Die Tatsache, daß sich die sogenannte westliche Waffenindustrie in der Ukraine niederlässt und dort hilft, Kapazitäten auf- und auszubauen, lokale Wertschöpfung zu schaffen und kurzfristige Lieferungen militärischer Güter aus den westlichen Partnerländern zu ermöglichen, erachte ich persönlich fast schon als logische Konsequenz. Zumindest überrascht es mich nicht sonderlich.
Ich frage mich lediglich, ob das nur der Anfang ist oder bereits das Ende einläutet. Wenn man nämlich bedenkt, daß der Aufbau einer solchen Fertigung bestimmt so 1 - 1,5 Jahre dauert, wird der Krieg wahrscheinlich auch noch was andauern… sofern die Ukraine dann sich selbst ohne irgendwelche Genehmigungsverfahren und/ oder UN-Regeln Waffen produziert, von denen sie denken, daß sie Russland wirkungsvoll zurückdrängen könnten.

Ich bin jedenfalls der Meinung, daß die EU daran ebenfalls ein großes Interesse hat.

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Zur Erinnerung

Zur Abwechslung auch mal kein stupides Propaganda-Blabla von wegen „NATO-Bedrohung“, „rote Linien“ und irgendwelchen vorgeschobenen Nazi-Scheiss, den doch -wenn überhaupt- eh nur die letzten Volldeppen geglaubt hatten, wenn man ehrlich ist. Also solche Typen wie Flacherdler, Impfgegner und sonstige sektenartige Gruppierungen, die scheinbar nichts mehr mitbekommen, was im wahren Leben um sie herum passiert.

—> Lasst uns also mal Butter bei die Fische tun und starten dazu im September 2020, als die EU das Ziel einer „strategischen Autonomie“ bei wichtigen Rohstoffen verfolgte:

30. September 2020 (1)

Die Europäische Kommission hat am Dienstag eine neue Industrieallianz ins Leben gerufen, die darauf abzielt, die „strategische Autonomie“ der EU in Bezug auf Rohstoffe wie seltene Erden zu stärken.

“Die EU sei derzeit stark von Importen aus einer relativ kleinen Zahl von Ländern abhängig, erinnerte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton“
[…]
“Dabei gibt es viele dieser Materialien auch in Europa. Und das ist die gute Nachricht,“ fügte Breton hinzu und nannte exemplarisch Kobalt, Bauxit, Beryllium, Wismut, Gallium, Germanium, Indium, Niob und Borat.Es gibt zum Beispiel beträchtliche Lithiumressourcen in Europa“,

17. Mai 2021 (2)
Russlands alte Kumpel werden abtrünnig und orientieren sich Richtung EU. Brüssel war zu dem Zeitpunkt jedoch noch etwas verhalten.

Drei ehemalige Sowjetrepubliken, die auf einen EU-Beitritt hoffen, haben am Montag (17. Mai) bei einem Treffen ihrer Außenminister in Kiew die Zusammenarbeit für eine „ambitionierte europäische Integration“ formalisiert.
„Die Ukraine, Georgien und Moldawien sind nun offiziell das Assoziierte Trio.“

13. Juli 2021 (3)
„Strategische Partnerschaft“ im Bereich Rohstoffe

Die ukrainische Regierung wird am heutigen Dienstag (13. Juli) offiziell eingeladen, der EU-Industrieallianz für Batterien und Rohstoffe beizutreten. Ziel ist die Entwicklung einer kompletten Wertschöpfungskette für Gewinnung, Veredelung und auch Recycling von Mineralien aus der Ukraine zur Versorgung des EU-Marktes für Elektroautos und Digitalgeräte.

“Die Liste der kritischen Rohstoffe der EU wurde zuletzt im September vergangenen Jahres aktualisiert und umfasst 30 Materialien, darunter seltene Erden, Bauxit, Lithium und Titan.
21 dieser kritischen Rohstoffe können in der Ukraine gefunden werden, die außerdem 117 von 120 weltweit genutzten Mineralien abbaut (…)Wir sprechen hier über Lithium, Kobalt, Mangan, seltene Erden – sie alle sind in der Ukraine zu finden,

November 2021 (4)

European Lithium erwirbt Lithium-Lagerstätten in der Ukraine

Das australische Bergbauunternehmen European Lithium ist dabei, sich zwei vielversprechende Lithium-Lagerstätten in der Ukraine zu sichern und will dadurch zum größten Lithium-Anbieter in Europa und zu einem essenziellen Teil einer integrierten europäischen Batterielieferkette werden.

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Rohstoffvorkommen der Ukraine (5)

In den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine liegen 63 Prozent der Kohle, 42 Prozent der Metalle, 33 Prozent der Seltenen Erden und 20 Prozent des Erdgases. Es sind Werte in Billionenhöhe.

Russlands wahre Ziele (6)

Kampf um Bodenschätze: „Dutzende Milliarden Dollar“ stehen für die Ukraine auf dem Spiel

Im Ukraine-Krieg stehen nicht nur Menschenleben auf dem Spiel, sondern auch Ressourcen in Milliardenhöhe. Angesichts der Erdschätze ist es wenig verwunderlich, dass Russland ausgerechnet den Donbass – die zwei Oblaste Donezk und Luhansk – im vergangenen September annektierte. Heftige Gefechte toben jedoch bis heute in der Region

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Persönliches Fazit:

Obwohl nicht nur die Donbass-Leaks und der verstorbene Propagandaminister Prigoschin, sondern auch jedes normal funktionierendes Hirn die Propaganda Putins längst entlarvt hat, gibt es tatsächlich immer noch welche, die den Quatsch trotzdem immer noch glauben. Faszinierend!
Selbstverständlich diente Putins „Spezialoperation“ weder dazu, irgendetwas zu „entnazifizieren“ oder dergleichen (oder glaubt wirklich jemand, Russland hätte z.B. unter sehr hohen Verlusten 9 Monate lang Bachmut „entnazifiziert“?), sondern Putins Krieg ist auch ein knallharter Wirtschaftskrieg, der die Ukraine als wirtschaftlichen Akteur und selbständigen Staat vernichten soll.
Natürlich hat Russland selbst genug Rohstoffe, weswegen die Besetzung der Gebiete vor allen Dingen von strategischer Bedeutung sind und natürlich auch ein Stück weit Putins imperialistischen Ideen entsprechen

Abschließend: Was bedeutet das jetzt für das eigentliche Thema des Threads?

Wenn man bedenkt, daß diese kritischen Rohstoffe für Europa entscheidend sein können und sozusagen das Rückgrat einer Energiewende darstellen, dann wird Europa nicht einfach so kampflos hinschmeissen. Auch wäre mit diesen Vorkommen der Wiederaufbau der Ukraine quasi schon bezahlt.
Das Liefern von millionenteuren Waffensystemen geschieht sicherlich nicht nur aus reiner Menschenliebe. Dazu passt, daß nun auch auf ukrainischem Boden produziert werden wird. Europa hatte ja jetzt Zeit genug Erkenntnisse über Russlands Kampfkraft zu sammeln und zu analysieren. Ich gehe davon aus, daß sofern die ukrainischen Soldaten noch durchhalten, dieser Krieg in die nächste(n) Runde(n) gehen wird.

As long, as it takes!

In diesem Sinne, Baxter

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Quellen:
(1) https://www.euractiv.de/section/eu-innenpolitik/news/ziel-strategische-autonomie-bei-wichtigen-rohstoffen/
(2) https://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/news/georgien-moldawien-und-ukraine-bekraeftigen-wunsch-nach-staerkerer-eu-integration/
(3) https://www.euractiv.de/section/handel-und-industrie/news/eu-und-ukraine-wollen-strategische-partnerschaft-im-bereich-rohstoffe-unterzeichnen/
(4)
https://www.electrive.net/2021/11/08/european-lithium-erwirbt-lithium-lagerstaetten-in-der-ukraine/
(5)
https://www.bluewin.ch/de/news/international/putin-haelt-grossteil-von-kiews-bodenschaetzen-besetzt-1347477.html
(6)
https://www.kreiszeitung.de/politik/ukraine-krieg-russland-erdschaetze-rohstoffe-donbass-donezk-bachmut-soledar-kaempfe-news-92074374.html

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