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  • Ignoramus-et-Ignorabimus

mehr als 1000 Beiträge seit 07.11.2017

Re: Wie wärs mit direkter Demokratie

Prof. Dr. Klaus Moegling schrieb am 09.01.2024 15:40:

Wirklichkeit, so wie Sie sie sehen, ist - selbst wenn sie so wäre - nicht für immer in Stein gemeißelt. Gesellschaften, Staaten und Regierungen verändern sich im Laufe der Zeit. Davon habe ich genug mitbekommen. Was heute noch unrealisti8sch erschien, war kurze Zeit später bereits möglich oder sogar eingetreten.
Auch müssen wir lernen, Entwicklungen über einen längeren Zeitraum in die Zukunft hineinzudenken. Was hat sich bereits alles innerhalb einer oder gar zwei Generationen verändert!
Wer wird in 30, 40 Jahren noch von Xi sprechen....

natürlich verändern sich Gesellschaften, politische Systeme ebenso wie Wertesysteme im Laufe der Zeit. Das habe ich ja nicht bestritten. Was ich aber durchaus bestreiten würde ist, dass sie sich qua Naturgesetz nur in eine Richtung verändern, nämlich der hin zu Toleranz und demokratischer Teilhabe, oder wenn man so will, hin zu den Idealen und Ideen der Aufklärung. Das scheint mir eine der grundlegenderen Irrtümer der westlichen Politik der letzten 30 Jahre zu sein, die insbesondere nach dem Untergang der poststalinistischen Systeme in Osteuropa ja davon ausging, dass dies in gewisser Weise ein Naturzuständ wäre, der sich, wenn nur alle ideologischen Fesseln abgeworfen sind, als Konsens einstellen würde.

Wie dünn diese zivilisatorische Decke aber wirklich ist, hat uns selbst im aufgeklärten Europa die Geschichte des Totalitarismus in Form von Faschismus und Stalinismus im letzten Jahrhundert gezeigt. Und wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass die US in eine Art Kulturkampf zwischen Aufklärung und quasi religiösem, an Faktizität nicht interessiertem Weltverständnis mit einem Präsidenten Trump an der Spitze verfallen würde ?

Selbst in China wäre vermutlich unter Deng keiner auf die Idee gekommen, dass sich noch einmal eine Figur wie Xi die faktisch absolute Macht im Staate wie anno dunnemals Mao sichern könnte.

Insofern, ja, ich denke die Welt ist nicht so, wie ich sie gerne hätte, sie entwickelt sich auch nicht zwangsläufig in diese Richtung. Und ich finde es vermessen, davon auszugehen, dass dies irgendwann in absehbarer Zukunft in einem überwiegenden Teil der Welt so sein würde, dass sich die Ideen der Aufklärung mit Pluralität, Toleranz und breiter gesellschaftlicher politischer Partizipation durchsetzen würden. Das ist einfach ein sehr westlich zentrierter Blick. Und das macht eben auch politische Konzepte, die dies voraussetzen, im besten Fall fahrlässig.

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