Es war eine private Reise. Ein paar Dinge sind mir aufgefallen:
- Niemand nimmt Raketenalarm noch zur Kenntnis. Ich auch nur die erste Woche.
- Man feiert, was das Zeug hält. Die Kneipen und Bars sind voll. Natürlich viele Frauen, aber auch überall junge, sicher wehrfähige Männer. Sah mir nicht danach aus, als ob man personell schon aus dem letzten Loch pfeift. Warum die Männer bisher dem Armeedienst entgangen sind, ist natürlich schwer festzustellen (siehe evtl. nächster Punkt). Studierende werden aber wohl in der Regel nicht eingezogen.
- Korruption ist ein Riesenthema. Man spricht offen davon, dass ein Teil der militärischen Hilfe in dunklen Kanälen versickert. Und das ist sicher so.
- Spricht man von der Rückeroberung der Krim, erntet man belustigtes Augenrollen. Auch den Donbass halten die meisten für verloren. Der Verlust scheint verschmerzbar, wenn es dafür Frieden und Westbindung der Restukraine gibt. Donezk und Luhansk wollen ohnehin nicht mehr zur Ukraine zurück. Das gäbe nur Ärger. Bei Cherson und Saporischschja ist das anderes. Von Odessa ganz zu schweigen.
- Kyiv ist voll mit westlichen, aber auch türkischen und emiratischen Geschäftsleuten. Immobilien werden wie verrückt gekauft. Die waren extrem billig, inzwischen gehen die Preise steil nach oben (aber immer noch erschwinglich).
- Die generelle Erwartung ist: Es wird sich an der Front wenig bewegen. Weder Russen noch Ukrainer haben die Kraft für große Durchbrüche. Die USA werden die Ukraine nicht aufgeben. Nur Trump macht Sorgen. Doch auch den wird die US-Waffenlobby am Ende einnorden. Dafür gehen die Geschäfte viel zu gut.
- Ich habe sehr interessante Leute in Kyiv gesehen, die nicht begeistert wären, wenn man ihre Namen nennen würde.