Natürlich ist von Trump viel Populismus zu hören. Er ist neu im Polit-Geschäft und die Regeln der Political Correctness hat er noch nicht verinnerlicht. Aber populistischen Unsinn verkünden auch öfter Mainstream-Politiker und nicht selten befördert das ihre Karriere.
Bedeutsamer als Trumps verbale Liebkosung von Waffennarren u. ä. Irrsinn ist jedoch seine überaus kritische Haltung zur Globalisierung, die er mit drastischen Beschreibungen der von De-Industrialisierung und Sozialem Abstieg gekennzeichneten Realität vieler US-Regionen untermauert.
Trumps "Americanism, not Globalism" müssen die Freihandels-Profiteure wie auch die Finanzindustrie aber als Kampfansage werten. Nicht von ungefähr war es der Aussenminister des extrem vom Export abhängigen Deutschland, der entgegen sonstiger deutscher Zurückhaltung bei inneramerikanischen Themen Trump als "gefährlich" einstufte. Kündigt ein Präsident Trump die WTO auf und lässt er TTIP platzen (wie bei TPP schon angekündigt) würden Daimler, Bayer, Siemens & Co über Nacht einen Grossteil ihres realen Marktwertes verlieren.
Und in der aufgeblähten Finanzindustrie würde das grosse Zittern beginnen. Denn die Finanzindustrie verdankt ihren rasanten Aufstieg der Globalisierung. Der Sekundenhandel mit Aktien, Währungen, Immobilien und ihren Derivaten rund um die Welt ist ihre Geschäftsbasis. Mit dem "to big to fail" haben die Staaten die Gewährleistung für ihre waghalsigen Finanzkonstruktionen übernommen. Würde ein Präsident Trump auf die Idee kommen, den Glasse Eagle Act zu re-installieren und das Investmentbanking vom volkswirtschaftlich unerlässlichen Geschäftsbankenwesen zu trennen, würden New York, London und Frankfurt über Nacht Krisenstädte werden.
Mit "Clinton vs. Trump" stehen sich bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen also auch die Wallstreet und ihre Gegner gegenüber.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.08.2016 07:25).