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  • Boandlgramer

mehr als 1000 Beiträge seit 11.04.2016

Solange Alkohol erlaubt ist,...

...und jedes Jahr Zehntausende das Leben kostet, Hundertausende den Verstand, Familien zerstört, Straftaten mindestens indirekt begünstigt - weigere ich mich überhaupt darüber nachzudenken, ob es irgendwelche Argumentations-Abstufungen bei der Bewertung der nicht-alkoholischen Drogen geben könnte.

Die absolute Verkommenheit in dieser Diskussion mag man auch an der Opioid-Krise in den USA festmachen.

Die Argumente des Gesundheitsschutzes sind vollständig vorgeschoben, weil sie stets von anderen Argumenten überlagert werden, die dann letztendlich die Reaktion diktieren.

Beim Alkohol gäbe es Evidenzen zu Hauf - aber am Ende scheut die Politik den Konflikt mit der Industrie und den saufenden Wählern... und das nicht zuletzt durchaus ernstzunehmende Negativ-Beispiel der Prohibition in den 20er-Jahren in den USA. Bei den einschlägigen Arzneimitteln (gerade die Schmerzmittel sind Segen und Seuche gleichermaßen) wird auch nur mit Wattebällchen geschossen.

Es geht nicht um Whataboutism, sondern darum, dass die Entscheidung darüber, was ich zu mir nehme, nehmen darf oder nicht, auf nachprüfbaren Argumenten basieren muss. Und die kommunizierten Argumente zerplatzen wie Seifenblasen, sobald man sich ihnen nähert..

Und dann robben wir uns mal an den Kern des Problems heran: Es geht eigentlich um soziale Probleme und deren Sichtbarkeit. So wie der War on Drugs in den USA zu einem primär rassistischen Instrument verkommen ist (wenn er nicht als solches von Anfang an geplant war), so geht's auch hier nur darum bestimmte Schichten zu kriminalisieren und zu diskriminieren. In dem Zusammenhang ist "The House I Live In" von 2012 ein ausgeprochen wertvoller dokumentarfilmischer Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=QlPNRaXj2OQ

Ein starkes Indiz ist auch auch das Zusammenfallen von Drogenbekämpfung mit der kulturellen Ausbreitung von Drogen Ende der 60er Jahre als Werkzeuge zur Kontemplation. Für die USA hat sicher auch der enorme Drogenkonsum der Vietnam-Veteranen eine Rolle gespielt, der das ganze patriotische Unterfangen irgendwie schräg aussehen ließ.

Und ich fürchte, dass die mit der gleichen Unaufrichtigkeit Geopolitik, Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Bildungspolitik... na ja, was auch immer für Politik machen.

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