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Avatar von regenpfeil
  • regenpfeil

161 Beiträge seit 02.09.2020

Re: Arbeit muss sich lohnen!

Ich würde ergänzen:
Die Macht des Kapitals ist gerade im Rahmen von Agenda 2010 besonders stark geworden. Wenn man günstige Bedingungen für dessen Freiheit staatlich herrichten, dann wird sein Interesse besonders anschaulich: möglichst billige Arbeitskräfte, die viel leisten und so der privaten Gewinnemacherei dienen - es wird ein Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit hier besonders offensichtlich.
Indirekt lohnt sich das Wachstum natürlich dann auch für den Staat, der aus dem wirtschaftlichen Reichtum über Steuern usw. seine materielle Basis der Macht erhält.

Trotzdem muss man hier im Hinterkopf behalten, dass der bürgerliche Staat auch immer Sozialstaat ist und die proletarischen Interessen und Rechte erst einmal anerkennt. Der gesetzliche Mindestlohn zeigt das Interesse des Staates an der Reproduktion der Arbeitskraft auf. Arbeiter sollen zumindest noch ein Existenzminimum erhalten, damit sie leistungsfähige Arbeitskraft bleiben und z.B. ihre Kinder noch halbwegs zu (ökonomisch und politisch) brauchbarem Nachwuchs erziehen können - und auch mit unterernährten, extrem kranken Volksmassen lassen sich schwerlich Kriege gewinnen, mit dem der Staat ggf. imperialistische Zwecke durchsetzen will. Dass dieser proletarische Lebenserhalt allzu mickrig ausfällt im Verhältnis zum existenten Reichtum, zeigt eben den Ausschluss der besitzlosen Mehrheit vom immer wachsenden gesellschaftlichen Reichtum.

Genau, und ideologisch wird das mit dem Maßstab der Leistungsgerechtigkeit legitimiert. Es wird damit nicht das schädliche Konkurrenzverhältnis um Geldreichtum kritisiert, sondern den Verlierern, die ganz unten sind, noch individuell Schuld gegeben, da sie eben nicht so konkurrenztüchtig sind wie andere, deshalb auch nichts Bessere verdient hätte.

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