Faty schrieb am 05.10.2021 14:43:
Sicher wird versucht an „unverschämten“ Kritik zu führen. Nur bleibt es im Moralischen und verschleiernde Wortwahl. Auch wird immer wieder unterstellt das bestimmte Organisationen das gute für den/die ArbeiterInnin zu wollen, sie seien nur falsch Abgebogen. Sind sie nicht, sie machen das was sie sollen.
So habe ich den Text nicht verstanden. Der Autor schreibt, wie es ist und warum es den Leuten schlecht bekommt. Er argumentiert nie moralisch, er sagt nirgends wie es sein sollte. Ich glaube, du hast den Text falsch verstanden. Ich weiß nicht woran du da denkst, vermutlich weist der Autor ironisch auf einen Widerspruch, wenn einer bestimmten Organisation idyllische Arbeiterfreundlichkeit unterstellt wird.
In der besten aller Wirtschaften drehen die Kapitalisten so lange an der Lohnschraube,
das macht der Kapitalist eben nicht. Er handelt nach den Prinzipien der Besten aller Wirtschaften. Er verhandelt über Arbeitskraft die er als Arbeitskraftkäufer gebrauchen will. Der Lohn muss so hoch sein das sich der/die ArbeiterInnin sich reproduzieren kann. Ist dem nicht so, wird er/sie sterben. Und die Reproduktion der Arbeitskraft wird versiegen. Dann ist auch das Kapital hinüber die die Arbeitskraft benötigt. Auch Kinder gehören zur Reproduktion.
Das ist nun dein Fehlurteil. Du schreibst ja noch selbst hinterher:
Insgesamt ist die Reproduktion schon lange nicht mehr vom Lohn gesichert.
Das Kapital selbst zahlt eben nicht die Reproduktion der Arbeitskraft, solange es keine Widerstände gibt. Nur wenn die Gegenmacht der Gewerkschaften oder die Intervention des Staates ausreichend ist, wird der Lohn Lebensunterhalt. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das Zitat aus dem Artikel stimmt also in dem Sinne, dass die Kapitalisten an der Lohnschraube drehen wie es nur geht. Würde der Staat kein Sozialstaat sein und nicht auch die Interessen und Rechte der Arbeiter anerkennen, so würde das Kapitalinteresse die Basis seines Reichtums, die ausbeutbare Arbeitskraft, zerstören (heißt: Hungerlöhne zahlen, zerstörerische Arbeitsbedingungen, unaushaltbare, lange Arbeitszeiten usw. - das alles dient dem Profit). Ansatzweise kann man so einen Prozess z.B. im Frühkapitalismus ("Manchester-Kapitalismus") und auch heutzutage in der dritten Welt beobachten.
Der gesetzliche Mindestlohn beweist zwei Dinge: Erstens die Gegenmacht der (prekären) Arbeiter ist so schwach und verstreut, dass sie nicht einmal fähig/willens ist, die Lohnhöhe für viele Proletarier auf das Existenzminimum hochzukämpfen. Zweitens braucht es für den kapitalistischen Klassengegensatz eine übergeordnete, staatliche Gewalt, die letztlich die Reproduktion der Arbeiterklasse sichert, gegen die Privatinteressen der Unternehmen. Wobei der Staat natürlich sein eigenes Interesse am Erhalt der Arbeitskraft hat, deshalb unterstützt er bei der Reproduktion.
Es ist vollständig belanglos ob die Parteien was zum Lohn und der Ausbeutung sagen.
Warum soll das "belanglos" sein? Es wäre doch wichtig anderen klarzumachen, worin ihre Hoffnungen und Urteile über die Politik falsch sind. Das versucht ja gerade der Artikel, den Leuten das Verhältns zu erklären.