Ansicht umschalten
Avatar von Alexander Durin
  • Alexander Durin

mehr als 1000 Beiträge seit 21.03.2013

Die Degeneration geht darüber hinaus

Cyrus V. Miller schrieb am 17.11.2017 12:35:

Typischerweise ein Zeichen von Gesellschaften, die ihren Zenit überschritten haben und sich nun auf dem Weg nach unten befinden.

Der Luxusfeminismus ist dabei ein Teil der allgemeinen Degeneration. Es ist das Phänomen einer im Überfluss lebenden Gesellschaft, wo viele Menschen etwas Sinnstiftendes in ihrem Leben sehen wollen und dann in eine pseudo-Linke Manie des Bessermenschentums verfallen. Und dabei gibt es eine große Palette von Betätigungsfeldern.

Wer ein besserer Mensch sein will, der engagiert sich für die Armen und Unterdrückten. Da aber in unserem Land kaum unterdrückte Menschen leben, erfindet man die Unterdrückung eben. So wie die angebliche Unterdrückung der Frau. Aber auch wenn Behinderte nicht gleich überall einen Fahrstuhl hingebaut bekommen, dann werden sie angeblich unterdrückt (Ableismus). Wenn schöne Menschen erfolgreicher sind, dann werden die nichtschönen als unterdrückte Minderheit gesehen (Lookism).

Es ist ein Phänomen gelangweilter Menschen in einer übersättigten Gesellschaft, die Probleme erfinden, wenn keine da sind.

Auch durch sein Essverhalten lässt sich der pseudo-Linke Hipster zum Bessermenschen optimieren. Von einseitigen Ernährungsformen wimmeln die Foren: da gibt es Vegetarier (mit Subgruppen wie ovo-lacto, nur ovo, nur lacto und in Kombination mit Honig, ohne Honig, mit und ohne Fisch), Veganer, Frutarier, Steinzeitkostler, Rohkostler und viele mehr. Ergänzt wird das durch steigende Raten von Orthorexie, der krankhaften Störung, sich gesund ernähren zu müssen, und eingebildete Krankheiten wie Laktose- oder Glutenunverträglichkeit. Das ganze ist ein Luxusphänomen in einer Zeit, in der Nahrung im Überfluss vorhanden ist und der Hunger und die Mangelernährung scheinbar (warten wir mal den nächsten Russlandfeldzug ab) besiegt sind.

Erschreckend ist, mit welch glühenden Fanatismus solche Neo-Linken Hipster ihr Bessermenschentum verbreiten wollen. In ihrem heiligen Kampf des Guten gegen das Böse schrecken sie vor nichts zurück. Nicht einmal vor der schwer erkämpften Unschuldsvermutung machen sie halt: sie muss weg, zum Wohle der armen unterdrückten Frau.

Wer nicht ihrer Meinung ist, gilt wahlweise als Rechter, Rassist, Sexist oder gar gleich als Nazi. Solche eigebildete Schlechtermenschen darf man anprangern, beruflich ruinieren, auf schwarze Listen setzen oder ihnen das Wort verbieten. Vor diesem Fanatismus ist keiner mehr sicher.

Durch den inflationären Gebrauch solcher Zuschreibungen meinen sie dann, die Gesellschaft mache einen Rechtsruck, obwohl sie gerade selbst über die Pseudo-Linke Kante gesprungen sind. Da nun ein großer Teil der Bevölkerung als Nazi bezeichnet wird, haben es die tatsächlichen Nazis auf einmal sehr leicht. Nazi zu sein ist ja nichts Besonderes mehr. Sind wir nicht alle Nazis? So verharmlost man die wirklichen Gefahren.

Des Wohlstands überdrüssige Pseudo-Linke haben die ehemals linke Politkultur gekapert und sie in eine Groteske verwandelt. Dabei hat das Pseudo-Linke Bessermenschentum mit links gar nichts zu tun. Anstatt mit Fakten und rational zu argumentieren, herrscht das Postfaktische Zeitalter. Anstatt zu diskutieren, erfolgen ad hominem-Angriffe, Beleidigungen und man bedient sich SA-Methoden wie man das bei der Heinrich-Böll- und Amadeo Antonio Stiftung sieht.

Wir können gerade erleben, wie die gesamte ehemalige linke Kultur okkupiert und zerstört wird. Von degenerierten und überdrüssigen Menschen, die mit dem Kampfspruch "Das Gute will es" (in Analogie zu deus vult) meinen, auf die Errungenschaften der Aufklärung verzichten zu können.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten