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  • BE NI

395 Beiträge seit 01.06.2018

Beiträge der Sprachwissenschaften und Paläogenetik

Naja, Herr Jehle ...

Die Geschichte Europas selbst ist eine des modernen H. sapiens, der die Neandertaler auslöschte und dann hier die schlimmsten Phase der letzten Eiszeit überdauerte.
Nach dem Auftauen der Gletscher wurde die bestehende Population durch Eindringlinge aus dem Südosten, welche heute als Western Hunter-Gatherer (WHG) bekannt sind, vor etwa 12-14.000 Jahren ausgerottet.
Diese wurden dann vor etwa 7-9.000 Jahren von den so genannten Early European Farmers (EEF) ausgerottet, die ebenfalls aus dem Südosten kamen.
Diese wurden dann wiederum von Indoeuropäern verdrängt, die aus dem Osten kamen (wo sich heute die Ukraine befindet). Europa war in den letzten 4-5.000 Jahren indoeuropäisch.
Später übernahmen die Araber (eine semitische Gruppe) Spanien, Sizilien und einige andere Inseln, die Türken eroberten Südosteuropa und errichteten ein Apartheid- und Sklavenhandelsregime, und es gab viele kleinere Invasionen verschiedener Nomaden aus dem Osten, die sich demografisch auswirkten.
Nach all dem überlebten einige wenige Populationen nicht-indoeuropäischer Abstammung – vor allem die Basken (die auch ihre Sprache bewahrt haben) und die Sarden.
Jetzt wandern semitische und Bantu-Völker nach Europa.
Schaut man sich nun andere Kontinente an, so ist es die gleiche Geschichte.
Der größte Teil Afrikas unterhalb des Äquators ist Bantu. Wie ist das passiert? Nun, die Bantu kamen aus dem heutigen Kamerun und begannen vor etwa 3.000 Jahren zu expandieren, und dieser Prozess dauerte bis zur europäischen Kolonisierung an. Was überlebt hat, sind einige verstreute Stämme im Dschungel und die Khoisan in der südwestlichen Ecke des Kontinents.
Wenn man sich die Landkarte Nord- und Südamerikas vor dem Kontakt ansieht, ist es die gleiche Geschichte, aber noch etwas komplexer – größere Gruppen von Stämmen, die ähnliche Sprachen sprechen, und dazwischen verstreute Isolate. In den letzten 10-15.000 Jahren gab es also viele Wanderungen, Eroberungen und Völkermorde in den Amerikas, aber niemand hat sie aufgezeichnet, und wir können erst jetzt versuchen, sie dank der Paläogenetik zusammenzufügen. Einiges passierte erst nach dem Kontakt. Als z.B. das Pferd im 17. Jh. in den great plains wieder auftauchte, kam es zu einer beträchtlichen territorialen Neuordnung und das zusätzlich zu den relativ jungen Migrationen vorher (Apachen und Navajo z.B. zogen erst in den Jahrhunderten vor Kolumbus in den Südwesten).

Im Gegensatz zu Sprachwissenschaften und Paläogenetik sind Historiker hier wenig hilfreich. Bereits der olle Spengler hat mit dem Beispiel der Preußen, die im Mittelalter im Baltikum erbittert die Kreuzritter bekämpften und dann 1870 plötzlich vor Paris auftauchten, darauf hingewiesen, daß die Historiker wohl eher eine Geschichte der Völkernamen schreiben würden. 8^)

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