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  • archenoe

mehr als 1000 Beiträge seit 05.02.2004

Arbeitsverhinderung - Arbeitsdienst als Tätigkeitszwang

Arbeitslosigkeit ist Arbeitsverhinderung, man könnte auch sagen, sie ist Arbeitsverbot.

Kapital und Staat sind nicht in der Lage, allen Lohnabhängigen einen Arbeitsplatz mit Lohn in Höhe der Reproduktionskosten ihrer Arbeitskraft zu bieten.

Die daraus folgende "Logik" geht so:

Weil Kapital und Staat das nicht können, müssen die Lohnabhängigen, die nicht arbeiten dürfen, aus Steuergeldern staatlicherseits so unterstützt werden, dass sie nicht sterben, aber ihre Reproduktionskosten nicht in Gänze decken können. Wer nicht arbeitet, muss verzichten, sich deutlich einschränken.

Massenhafte Not, Hunger und Tod nicht unterstützter Arbeitskräfte würde in einem hoch entwickelten Kapitalismus aufdecken, dass Millionen von Arbeitskräften im kapitalistischen Produktions- und Reproduktionsmodus bzgl. ihrer unmittelbaren Verwertung als Arbeitskraft überflüssig sind.

Ihre mittelbare Verwertung als Lohndrücker für Lohnabhängige in Arbeit reicht für eine genügende Funktionalität aber nicht aus. Deshalb streiten Kapital und Staat ihre Verantwortlichkeit für die Arbeitsverhinderung ab, nennen die Arbeitsverhinderten Arbeitslose und machen dadurch deutlich, wer angeblich verantwortlich für die Massen ohne Arbeit ist, nämlich diejenigen, die "keine Arbeit haben". Diese Verantwortlichkeitsverkehrung ermöglicht dem Staat nicht nur, die Unterstützungszahlungen für Arbeitsverhinderte, sogenannte "Arbeitslose", unter die Reproduktionskosten zu drücken, sondern ihnen auch noch Tätigkeitszwang aufzuerlegen, weil Arbeitsverhinderte als Arbeitsunwillige erscheinen müssen, denen für die Unterstützungszahlungen wenigstens eine Zwangstätigkeit abverlangt werden kann. Außerdem sollen sie durch 1€-Jobs oder verschärft in einem "Arbeitsdienst" dazu erzogen werden, ihre Arbeitsunwilligkeit zu überwinden, um sich wieder um Arbeitsplätze bewerben zu können.
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Diese "Logik" hat mannigfaltige Funktionen, nicht nur die bereits angesprochenen wie Verantwortlichkeitsverkehrung für die Arbeitsverhinderung oder Schmähung der Arbeitsverhinderten als arbeitsunwillige Arbeitslose bei ihrer gleichzeitigen Nutzung als Lohndrücker.

Arbeit, genauer Lohnarbeit, wird als Lebensfetisch für alle durch den Umgang mit den Arbeitsverhinderten nochmals vertieft und zementiert. Lebenssinn ist Lohnarbeit.

Die Lohnabhängigen in Arbeit werden angespornt, nicht arbeitsunwillig zu werden. Sie werden angesichts dessen, was mit "Arbeitslosen" geschieht, dazu erzogen, Niedriglöhne (working poor) und/oder erniedrigende Arbeitsverhältnisse zu akzeptieren.

Der Blick wird von fehlenden Arbeitsplätzen auf die "Arbeitslosen" gelenkt, damit "Arbeitslosigkeit" nicht als Arbeitsverhinderung verstanden wird.

Die Lohnabhängigen werden gespalten in
- angeblich unwillige "Arbeitslose", die bestraft werden müssen,
-Verarmte trotz Lohnarbeit, die der Bestrafung noch so gerade entgehen, aber mit ihren Löhnen kaum höher liegen als die Unterstützungszahlungen für Arbeitsverhinderte,
- einigermaßen beruhigte Lohnabhängige, die ihre notwendigen Reproduktionskosten durch Löhne abdecken können,
- tiefer beruhigte Lohnabhängige, die mit ihren Löhnen etwas über den Reproduktionskosten liegen,
- bestochene Lohnabhängige, deren Löhne deutlich über ihren Reproduktionskosten liegen.

Soll reichen! Die Ausführungen könnten in vielfältiger Weise vertieft werden, deutlich wird aber auch schon so, wie widersprüchlich die kapitalistische Bewirtschaftung der Lohnabhängigen organisiert ist und wie sehr dieser Kapitalverwertungsmodus darauf angewiesen ist, dass er nicht durchblickt wird, wofür diese fetischhafte Produktions- und Reproduktionsweise durch Waren-, Geld-, Kapital- und Lohnarbeitsfetisch allerdings hervorragende Voraussetzungen hat.

Arbeitsdienst ist nur eine etwas faschistoider anmutende Variante normaler kapitalistischer Bewirtschaftung lohnabhängiger Arbeitskräfte, also Ausdruck des Gewaltverhältnisses zwischen Kapitaleigentümern/Kapitalmanagern und lohnabhängigen Arbeit(skräften), das vom Staat als fürsorgliche Belagerung inszeniert wird, die auch schon mal wehtun muss.

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