Ansicht umschalten
Avatar von displayer
  • displayer

967 Beiträge seit 16.12.2002

Re: "Und wenn man den Faschismus nicht aufarbeitet, kommt er wieder."

Verdummnix schrieb am 10.09.2021 11:15:

Wie bei den Faschisten in der DDR also. Die haben ja in der Gründungsphase auch um alte Nazis als Mitglieder geworben.

"Der § 249 StGB der DDR stellte „Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten“ unter Strafe.

Ursprünglicher Wortlaut
(1) Wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung dadurch gefährdet, dass er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit hartnäckig entzieht, obwohl er arbeitsfähig ist, (...) wird mit (...) Arbeitserziehung (...) bis zu zwei Jahren bestraft.

(...)

Der Spitzenwert an Verurteilungen von „Asozialen“ lag im Jahr 1973 mit 14.000 Fällen. Unter den DDR-Häftlingen stellten zu Arbeitserziehung Verurteilte die größte Gruppe. 1975 waren es über 11.300 (27 %).[2] Durch ständige Überfüllung der entsprechenden Einrichtungen war sozialpädagogische Arbeit erheblich erschwert. Es herrschte die Auffassung, Arbeitserziehung sollte durch schwerste körperliche Arbeit geleistet werden."

https://de.wikipedia.org/wiki/%C2%A7_249_StGB_der_DDR

Danke für den Hinweis, daß es nie einen wirklichen Unterschied zwischen Sozialisten und Nationalsozialisten gab.

Das Paradigma, "asoziales Verhalten" quasi auszurotten, ist genau genommen noch älter als der deutsche Faschismus. Bereits im Mittelalter wurden in deutschen Landen Landstreicher, "Zigeuner" und "Gesindel" armenpolizeilich behandelt, d.h. in der Regel eingekerkert, umgebracht und/oder zu bestimmten niederen Arbeiten gezwungen.

Diese primitive Volkspädagogik haben dann die Nazis ebenso übernommen, wie den christlich-europäischen Antisemitismus und viele andere rückständige Denkweisen, die sozusagen im Raume standen als Produkt der europäischen Kultur.

Wenn in der Sowjetunion und in der DDR solche Strafparagrafen existierten, dann auch deshalb, weil dort dieses reaktionäre europäische Kulturerbe nicht genügend aufgearbeitet wurde, auch nicht der Faschismus selbst in umfassender Weise.

Somit verurteile ich diese Praxis der DDR entschieden. Es ist bestenfalls eine reaktionäre Version des folgenden Brecht-Verses:

Die Arbeiter heißen Arbeiter, weil sie arbeiten.
Die Unternehmer heißen Unternehmer, weil sie was unternehmen.
Würden die Arbeiter was unternehmen,
müssten die Unternehmer arbeiten.

In der DDR gab es ein Recht auf Ausbildung und Arbeit für jeden, anders als heute hier in der BRD. Aber es gab eben auch gleichzeitig eine Pflicht auf Ausbildung und Arbeit für jeden und jede, also auch für die Frauen.

Trotzdem sind bestimmte Elemente der schwarzen Pädagogik in der DDR vorhanden gewesen, darunter auch die berüchtigten Kinderheime, z.B. Torgau.

Das, was einem Faschismus quasi von Haus aus eigen ist, passt aber nicht zum Sozialismus. Das muss man klar feststellen.

Die schwarze Pädagogik passt jedoch auch nicht zu einem "demokratischen und sozialen Bundesstaat", als welcher die BRD in Artikel 20 GG bezeichnet wird.

Die Ideen von Null-Euro-Jobs und Zwangsarbeit, wie sie von seiten der CDU/CSU, von der AfD, aber eben auch von vielen SPD-Politiker/-innen geäußert wurden und werden, sind faschistoid, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.09.2021 11:55).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten