Jaja, alles vollkommen richtig. Aber Streck unterschätzt einfach immer noch die Skylla-Charybdis-Problematik, auf die ich schon ungezählte Male hingewiesen habe.
Der Punkt ist - es gibt keine gute Lösung mehr. Wenn man sich so verhält, wie die EZB es nun tut, handelt man sich eine Mordsinflation ein, ein Begriff, den man ganz wörtlich nehmen muss. Zieht man die Bremse in dem Mass, das nötig wäre, um den erwünschten Effekt, nämlich ein Abflauen der Inflation zu erreichen, treibt man viele Firmen, in Europa möglicherweise auch Staaten, über den ökonomischen Jordan. Der inzwischen erreichte Verschuldungsgrad kommt bei einem normalen oder gar hohen Zinsniveau in vielen Fällen einer heillosen Überschuldung gleich. Erreichen die Zinsen gewisse Werte, meuchelt man die Zombies endgültig.
Natürlich ist das nicht die Folge des russischen Krieges. Dieser wäre an sich nicht einmal gross inflationstreibend. Inflationstreibend ist der gegen Russland entfachte Wirtschaftskrieg, den sich der Kapitalismus gerade in der heutigen Lage nun wirklich nicht leisten kann, der sich aber, wie von Streck aufgezeigt, gut für ein Sündenbock-Narrativ eignet.
Was immer die Zentralbanken machen - es zieht ein mächtiger wirtschaftlicher Sturm auf. Wer übriges Geld hat, sollte Wertbeständiges damit erstehen, etwa Gold, wer Hypotheken mit variablem Zinssatz laufen hat, diese in solche mit festem Zinssatz wandeln lassen. Das kostet zwar Geld, wird aber in sehr absehbarer Zeit vieles sparen.