Es ist ja keinesfalls so, dass der globale Warenaustausch etwas Neues wäre. Bereits vor 6000-8000 Jahren gab es paneuropäischen Handel von der arabischen Region bis Skandinavien. Das ist archäologisch belegt.
Auch ist es nicht zutreffend, dass die EU ein neoliberales Projekt sei. Neoliberalismus ist ja vor allem gekennzeichnet von der Doktrin, dass Privat den Vorrang vor Staat haben soll, inklusive Kapitalmonopolisierung für Wenige, Abschaffung von Aufsichten, hoher Korruption.
So ein Konzept verwirklicht sich unabhängig von der Größe eines Staates. Chile ist der am weitesten neoliberalisierte Staat: alles ist privatisiert außer Diplomatie, Militär und Polizei, der Gini-Koeffizient ist hoch. Es ist also das total komplementäre Modell zum Staatskapitalismus. In Südamerika gehört Chile zu den mittelgroßen Staaten. Theoretisch könnten diese krassen Verhältnisse umfänglich auch in Luxemburg funktionieren, der Neoliberalismus ist nicht an einer Staatsgröße oder an bestimmten Staatsbünden gebunden. Selbstverständlich nutzt der Neoliberalismus globale Strukturen, forciert sie auch in seinem Interesse. Doch sind solche supranationalen Strukturen weder Ursache des Neoliberalismus, noch bedeutet die Überwindung von Neoliberalismus den Wegfall supranationaler Strukturen, wie z.B. der UNO oder der EU, oder umgekehrt. Neoliberalismus kann in nationalen Grenzen, auch in Kleinstaaten existieren. Er braucht nicht die Überwindung von Grenzen, wohl aber Handelsbeziehungen, die es aber auch ohne Neoliberalismus gibt.
An der EU gibt es viel Kritik. Gegründet wurde sie aus handels- und außenpolitischen Gründen. Die lang andauernde Feindschaft zwischen D und F sollte überwunden werden. Die EU soll mit einem gemeinsamen Budget ihre früheren Interessenkonflikte ausgleichen. Das ist offensichtlich die letzten 70 Jahre gelungen.
Es gab und gibt viele Debatten um politische Zuständigkeiten zwischen den Ebenen EU-Staaten-Provinzen-Regionen-Kommunen. Auch gibt es Debatten hinsichtlich der Versorgung mit regionalen Produkten. Die Vorstellung, mit autarker, außenpolitischer Kleinstaaterei ohne außen- und handelspolitischen Strukturen paradiesisch den Neoliberalismus zu überwinden, ist schon schräg. Als könnte Luxemburg o.ä. völlig autark alle Güter, die gebraucht werden und die die Leute haben wollen, selbst produzieren. Offensichtlich war das schon vor 8000 Jahren nicht der Fall. Neoliberalismus braucht den Handel, dieser aber nicht notwendigerweise den Neoliberalismus, es gibt da höchstens einseitige Symbiose, keinesfalls gegenseitige.
Es gibt ja auch die Option sich in irgendein Dorf zurückzuziehen, um da mit seinem Gemüsegarten Autarkie anzustreben. Dann ist man auch weit weg von Neoliberalismus.