Ansicht umschalten
Avatar von dr.cheeba
  • dr.cheeba

mehr als 1000 Beiträge seit 08.07.2002

Mitläufer ins Verderben gesucht

K. Dierichs schrieb am 6. April 2003 16:58

> Nun, die Agression der fanatisierbaren Muslime hat in den letzten
> Jahren auch ohne Kriege zugenommen. Das ist die Frage nach dem Huhn
> und dem Ei. Ich glaube genau wie du, dass dieser Krieg viele weitere
> Übel schaffen wird. Aber denke eben doch noch einen Schritt weiter
> als du erkannt hast: Ich glaube es wird in den nächsten Jahren
> wirklich weiterhin zum "Clash of Civilizations" kommen, mit mehr
> Kriegen, mehr Terror, mehr Hass. Es ist nunmal an der Zeit, diesen
> Krieg zu kämpfen, und ich werde den Teufel tun, die andere Seite
> stark zu machen.

Der sogenannte "Clash of Civilizations" ist eine perfide
selbsterfüllende Prophezeiung. Genaugenommen ist es nichts anderes
als die seit jeher von Kriegstreibern veranstaltete Hatz des Pöbels
auf den Gegner, das Andere, das Fremde. Diesem Fremden kann man
unschwer jede Bösartigkeit unterschieben, denn fehlerhafte
Behauptungen oder unangemessene Verallgemeinerungen über etwas, das
man kaum kennt, können logischerweise kaum als solche erkannt werden.
Wenn es ein wenig dramatisch ausgeschmückt wird, sind die Leute davon
morbid fasziniert. Aus einem Schutztrieb heraus ist jedermann
neugierig nach Auskünften über Bedrohungen. Das wird geschickt
bedient.

Seit es Kriege gibt, hat es auch Nutznießer des Krieges gegeben.
Sonst wären sie ja nicht geführt worden. Weil man Kriege nur mit
Macht über eine hinreichende Menge Kämpfer gewinnen kann, waren auch
Überzeugungsstrategien für Kriegstreiber immer wichtig. Kriege wurden
seit Aufkeimen der Zivilisation um Rohstoffe, Handelswege, also
wirtschaftliche Kontrolle geführt. Auch das ist heute nichts Neues.
In Wirklichkeit kämpft nicht der Okzident gegen den Orient oder die
Christen gegen die Muslims. Die allermeisten Menschen
unterschiedlicher Religionen oder Kulturen (die praktisch ausnahmslos
alle immerhin die Gastfreundschaft auch bzw. gerade zu Fremden
kennen!) haben im direkten Umgang miteinander gar keine Probleme, die
sich nur kriegerisch lösen ließen. Krieg ist immer ein Mittel einer
skrupellosen Machtelite, die bereit ist, für ihre Ziele über Leichen
zu gehen. Die Ziele lauten heute: Aufrechterhaltung des bestehenden
kapitalistischen Systems. Teil dessen ist der
militärisch-industrielle Komplex, aber auch indirekt kann Krieg
profitträchtig ausgebeutet werden - von denen, die ihn siegreich
führen. Dafür wiederum braucht man die entsprechende Militärmacht. 

> Daher kann ich mich auch nicht mit
> Nebensächlichkeiten aufhalten, ob nun Bush den Krieg auch aus
> Eigeninteressen wollte (was auch nur nach deutscher Denkweise
> verwerflich ist - eigentlich ist das nämlich gar nicht so schlimm) -

Stimmt, das Motiv des Eigennutzes ist für sich genommen noch nicht
verwerflich - solange niemand anderem damit geschadet wird. Was Bush
veranstaltet, gleicht jedoch eher dem Verhalten von Raubrittern (die
bei ihrer eigenen Bande natürlich auch beliebt sind und als Führer
verehrt werden).

> vielmehr wichtig ist, dass der 'Westen' endlich die Herausforderung
> erkannt hat und jetzt geht's los. Da werden nach Bush noch ganz
> andere kommen. Wer wegen der Bush Administration sich jetzt hier
> schon echauffiert bis aufs Blut, der wird noch mit den Ohren
> schlackern.

Du hast ja schöne Zukunftserwartungen. Nun aber die entscheidende
Frage: Ist es besser, sich in pessimistische Erwartungen zu fügen,
oder sollte man drohendes Ungemach nicht zu vermeiden versuchen? Für
Dich scheint der Clash of Civilizations völlig unausweichlich zu
sein. Das ist er aber ganz sicher nur dann, wenn genügend Leute so
fatalistisch denken wie Du. Und jene skrupellose Machtelite, von der
ich eben sprach, wünscht sich Garnisonen solcher schicksalsergebener
Rekruten, denn aus unmittelbar eigener Kraft kann sie ihre Position
nicht sichern oder ausbauen. Sie ist auf das System der Unterordnung
unter ihre Prinzipien angewiesen. Deshalb muß sie eine kritische
Masse - im Doppelsinne - unterbinden. Das gelingt ihr über die
Medien, deren wichtigste Sprachrohre heute weltweit von einer
Handvoll Konzernkonglomeraten kontrolliert werden.

> Die letzten 50+paar Jahre waren eben eine nette Pause, doch nun
> driftet die Welt wieder in eine archaische Phase. Ob das gut oder
> schlecht ist, können wir nicht beurteilen - erst unsere Nachfahren.

Du siehst Dich außerstande, zu beurteilen, ob Tod, Zerstörung, Leid
in riesenhaftem Ausmaß gut oder schlecht ist? Nun hör aber mal auf!
Deine Urteilskraft ist doch in anderer Hinsicht auch nicht so lahm.

> P.S. Nein, bin nicht ausgemustert, ja werde kämpfen wenn es sein
> muss.

Kannst Du es schon gar nicht mehr abwarten?

Bewerten
- +
Ansicht umschalten