demon driver schrieb am 6. April 2003 17:27
> ...gibt es derlei Unterschiede, insbesondere wenn man einen konkreten
> Staat herausgreift; und wenn man sich dranmachen würde und einen Grad
> der Freiheit im Westen und in den arabischen Staaten zu benennen
> versuchen wollte, käme der Westen im Schnitt tatsächlich besser weg.
> Dennoch wäre ich mit dem Hochhalten dieser "Werte" sehr vorsivchtig.
> Eine Aufzählung wie deine liesse sich auch für jeden beliebigen
> westlichen, vermeintlich freiheitlichen Staat aufstellen. Und der
> graduelle Unterschied ist aber auch ganz prinzipiell kein Grund,
> islamische Staaten zu überfallen, noch wäre die kronkrete Tatsache,
> dass es in einem bestimmten islamischen Staat sogar richtig krass
> scheiße abgeht (und keiner bezweifel, dass das im Irak dank Saddam
> der Fall ist), ein hinreichender Grund, jetzt diesen Staat zu
> überfallen. Jedenfalls ganz sicher nicht, ohne dass klar ersichtlich
> wäre, dass die Bevölkerung diese Art von "Befreiung" wünschte, oder
> dass eine deutliche Mehrheit der Nationen dieser Erde eine
> Notwendigkeit dazu sähe.
Das wäre schön, aber funktioniert so nicht. Ich glaube es ist
Augenwischerei zu meinen, dass die Gesellschaft (weltweit) jedwede
Meinungsverschiedenheit auf dem Wege der Verhandlung lösen könnte.
Wie gesagt, die letzten 50+ Jahre hätte man das Gefühl haben können,
dass 'die Welt' vernünftig geworden ist, aber dass dies mit
Sicherheit nicht so ist, sollte wirklich bald jedem klar sein.
Daher sollten wir froh sein, dass es mit den Amerikaners noch einen
bellizistischen Apparat gibt, der (noch) halbwegs unsere Werte teilt
- denn alle anderen Radaubrüder auf der Welt sind doch klar gegen
diese.
Jedem bleibt natürlich selbst überlassen auf welcher Seite er stehen
will, aber bei den meisten ist das nur Heuchelei oder reflexartige
Verbrüderung mit dem vermeintlich Schwächeren.
Soll heissen - man kann Pazifist bis zur Selbstaufgabe sein, also
die andere Wange hinhalten, aber wäre das nicht auch eine Art
religiöser Fanatismus ?
Solange man nicht gezwungen ist, seine Präferenz auch bis in die
letzte Konsequenz zu unterstützen (also ab in den Irak, für Saddam
kämpfen, oder nach Israel, gegen die Israelis), lässt sich natürlich
wunderbar romantisieren und sympathisieren. Das ist auch das
inhärente 'problem' von anonymen Internetforen - alles ist
unverbindlich. Das ist eine nette Sache für ein bischen
Diskussionshedonismus, wenn plötzlich Personen hier wirklich meinen,
einen Beitrag zur realen politischen Diskussion bringen zu müssen,
wird es schnell lachhaft.
> ...gibt es derlei Unterschiede, insbesondere wenn man einen konkreten
> Staat herausgreift; und wenn man sich dranmachen würde und einen Grad
> der Freiheit im Westen und in den arabischen Staaten zu benennen
> versuchen wollte, käme der Westen im Schnitt tatsächlich besser weg.
> Dennoch wäre ich mit dem Hochhalten dieser "Werte" sehr vorsivchtig.
> Eine Aufzählung wie deine liesse sich auch für jeden beliebigen
> westlichen, vermeintlich freiheitlichen Staat aufstellen. Und der
> graduelle Unterschied ist aber auch ganz prinzipiell kein Grund,
> islamische Staaten zu überfallen, noch wäre die kronkrete Tatsache,
> dass es in einem bestimmten islamischen Staat sogar richtig krass
> scheiße abgeht (und keiner bezweifel, dass das im Irak dank Saddam
> der Fall ist), ein hinreichender Grund, jetzt diesen Staat zu
> überfallen. Jedenfalls ganz sicher nicht, ohne dass klar ersichtlich
> wäre, dass die Bevölkerung diese Art von "Befreiung" wünschte, oder
> dass eine deutliche Mehrheit der Nationen dieser Erde eine
> Notwendigkeit dazu sähe.
Das wäre schön, aber funktioniert so nicht. Ich glaube es ist
Augenwischerei zu meinen, dass die Gesellschaft (weltweit) jedwede
Meinungsverschiedenheit auf dem Wege der Verhandlung lösen könnte.
Wie gesagt, die letzten 50+ Jahre hätte man das Gefühl haben können,
dass 'die Welt' vernünftig geworden ist, aber dass dies mit
Sicherheit nicht so ist, sollte wirklich bald jedem klar sein.
Daher sollten wir froh sein, dass es mit den Amerikaners noch einen
bellizistischen Apparat gibt, der (noch) halbwegs unsere Werte teilt
- denn alle anderen Radaubrüder auf der Welt sind doch klar gegen
diese.
Jedem bleibt natürlich selbst überlassen auf welcher Seite er stehen
will, aber bei den meisten ist das nur Heuchelei oder reflexartige
Verbrüderung mit dem vermeintlich Schwächeren.
Soll heissen - man kann Pazifist bis zur Selbstaufgabe sein, also
die andere Wange hinhalten, aber wäre das nicht auch eine Art
religiöser Fanatismus ?
Solange man nicht gezwungen ist, seine Präferenz auch bis in die
letzte Konsequenz zu unterstützen (also ab in den Irak, für Saddam
kämpfen, oder nach Israel, gegen die Israelis), lässt sich natürlich
wunderbar romantisieren und sympathisieren. Das ist auch das
inhärente 'problem' von anonymen Internetforen - alles ist
unverbindlich. Das ist eine nette Sache für ein bischen
Diskussionshedonismus, wenn plötzlich Personen hier wirklich meinen,
einen Beitrag zur realen politischen Diskussion bringen zu müssen,
wird es schnell lachhaft.