Ach, der Artikel ist ja wieder einmal erheiternd.
Schonungsloser Hyper-Realismus des Romans
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Kein Film allerdings kann mit der Eindringlichkeit von Erich Maria Remarques Text mithalten:Wir sehen Menschen leben, denen der Schädel fehlt; wir sehen Soldaten laufen, denen beide Füße weggefetzt sind; sie stolpern auf den splitternden Stümpfen bis zum nächsten Loch; ein Gefreiter kriecht zwei Kilometer weit auf den Händen und schleppt die zerschmetterten Knie hinter sich her; ein anderer geht zur Verbandsstelle, und über seine festhaltenden Hände quellen die Därme; wir sehen Leute ohne Mund, ohne Unterkiefer, ohne Gesicht; wir finden jemand, der mit seinen Zähnen zwei Stunden die Schlagader seines Armes klemmt, um nicht zu verbluten. (…)
Erich Maria Remarque
Da dürfte der Autor bei einigen Schilderungen seiner Fantasie freiem Lauf gelassen haben.
Das geht einfach nicht. Aber für sein Anliegen sei dem Autor verziehen.
Kurioserweise stammt die bisher maßgebliche Verfilmung aus Hollywood und zwar zu genau der erwähnten Zeit, der späten Zwanzigerjahre.
Es ist immer einfacher solche Filme über die (ehem.) Gegenseite zu drehen.
Ob so eine Veranstaltung auf der amerikanischen Seite ebenso gut gekommen wäre?
Die Amis trauen sich erst mit "Wege zum Ruhm", die eigene Seite im WK I (hier die Franzosen) zu kritisieren.
Das große Ausi-Trauma wird erst 1981 von den Australiern mit dem Film Gallipoli angeschnitten.
Erst beim Thema Vietnamkrieg gibt es Kritik am eigenen Vorgehen.
Denn von Ruhm und Ehre, vom süßen Sterben fürs Vaterland oder der Dolchstoßverschwörungslegende vom "Im Felde unbesiegt" bleibt hier nichts übrig.
Hä? Mit dem süßen Sterben und dem Ruhm ohne Trauma räumt der Film auf und zeigt das mit auch implizit die Denke der Militärs beider Seiten im WKI. Aber die große Perspektive wird nie eingenommen. Im Grunde hätte man diesen Film auch von der alliierten Perspektive drehen können.
Es hilft ihm auch, dass Berger der grausame Zufall der Geschichte zur Seite sprang: Denn durch den Ukraine-Krieg und apokalyptische Sinnlosigkeits-Orgien und Stellungskriegs-Szenarien wie gerade in Butscha ist der Stoff erschreckend zeitgemäß geworden.
"Wie im Ersten Weltkrieg" heißt es zu den Bildern immer wieder
Das "wie im Ersten Weltkrieg" bezieht sich vor allen Dingen auf die Art der Kriegsführung, die hier von den Russen betrieben wird. Statt wie im WK II mit Panzern und Luftwaffe einen Krieg zu führen, bei denen ordentliche Geländegewinne erzielt werden, hantiert man hier mit Schützengräben und Artillerie.
Wie im ersten Weltkrieg will man den Feind durch die schiere Masse an Menschen erdrücken, weil die schwere Panzerwaffe sich als zu verwundbar herausgestellt hat.
Der große Unterschied zum WKI und WKII. Damals hatten die einfachen Leute kaum die Möglichkeit sich Informationen jenseits der eigenen, zensierenden Seite zu beschaffen.
Viele Leute sind damals nie mehr als 30 km aus ihrem Dorf gekommen.
Damals ging es ganz banal auch um das eigene Überleben.
Dieses gilt aber alles für die Russen heute nicht. Das Feigenblatt der Unwissenheit ab.
Der Krieg zeigt sich von einer noch banaleren Seite.
Erich Maria Remarque war ein Pazifist; und Krieg war für ihn nie gerecht, da gab es kein Gut und Böse.
Der Erich Maria Remarque hat zwar den Anti-Kriegsroman geschrieben, war aber selbst ein Träger des Eisernen Kreuzes 1.ter Klasse, das er kurz vor Kriegsende verliehen bekam. Das war die höchste Ehrung für einfache Soldaten und die bekamen nicht viele. (WKI: ca. 218.000 u. WKII: 300 000. Bei 13,25 Millionen Soldaten WKI.)
Also ein "praktizierender Pazifist" war er nicht. Er hätte sich auch weniger anstrengen können.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.03.2023 01:10).