Wie auch schon bei der bisherigen "Corona-Warn-App" habe ich bzgl. der Konsequenzen aus einer Alarmmeldung einige Probleme.
Wenn diese Apps mich alarmieren, dass ich einen potenziellen Positiv-Kontakt hatte, so soll die Konsequenz daraus sein, sich umgehend selbst zu isolieren, nicht mehr arbeiten zu gehen, nicht mehr einkaufen und keine Freunde und Bekannten mehr persönlich zu treffen; dafür aber sofort um einen PCR-Test zu ersuchen.
Nun sind die Kriterien, nach denen man einen PCR als Kassenleistung bekommt, recht eng gefasst und da steht leider nichts von "... weil die App angeschlagen hat". Also bliebe einem dafür einzig ein kostenpflichtiger Test, was aber wieder mit Bruch der Selbstisolation und oftmals stundenlangem Schlangestehen vor den "Test-Centern" verbunden ist.
Selbst vom Gesundheitsamt angeordnete Tests tragen dieses Problem mit sich, weil es keine Test-Hausbesuche gibt, sondern sich der Patient selbstorganisiert zur Teststelle zu begeben hat.
Hinzu kommt die Terminvergabe für die Tests, wo schon mal über eine Woche vergehen kann, bis man denn endlich den Tupfer in den Rachen gestoßen bekommt.
Wenn also die App Alarm gibt, so rufe ich meinen Arbeitgeber, der trotz wütender Pandemie immer noch auf Präsenzpflicht besteht, an, melde mich als "potenziell arbeitsunfähig" mit nicht absehbarer Dauer. Der Arbeitgeber bietet daraufhin im besten Falle nach der Drei-Tage-Karenzzeit eine unbezahlte Freistellung bis zum Test an. Für Zeitarbeiter und Probezeitler folgt dann auch gerne mal die Kündigung "wegen zu vielen Krankheitstagen"... Die finanziellen Folgen landen also wieder mal bei mir...
Lebensmittelversorgung gestaltet sich ohne hilfsbereite Nachbarn (ich kenne meine eigentlich nur vom Grüßen aus dem Treppenhaus) mehr als schwierig und Hilfe "vom Amt" dauert auch mal 14 Tage.
Alarmierung über Kontaktlisten, oder jetzt über QR-basierte App, birgt zudem immer noch den Effekt, dass in der Zeit zwischen Kontakt und Aktivwerden des Gesundheitsamtes Tage vergehen können, in denen ich weiter als Spreader durch die Gegend laufe, nicht ahnend, dass ich mich schon längst unbemerkt angesteckt habe.
Also ist der positive Effekt der Kontakt-nach-verfolgung doch sehr begrenzt.
Hätte man ein organisiertes Quarantäne-Modell etabliert, statt dieser unseligen "häuslichen Selbstisolation", mit gesicherter Versorgung, Absicherung der wirtschaftlichen Existenz für Arbeitnehmer, Möglichkeit zur Isolation auch gegenüber des restlichen, noch nicht infizierten Hausstandes, etc., so wäre sicherlich die Kooperationsbereitschaft in der Bevölkerung deutlich besser.
Mit dem derzeitigen Handeln ist aber Quarantäne ein Luxus, den sich mal wieder eigentlich nur die "Bessergestellten" mit ausreichend Wohnfläche, Personal und finanziellem Polster leisten können - also genau diejenigen, die sich im Hinterzimmer mit der Kanzlerin die Maßnahmen ausgedacht haben.
Da ich auf jeden Cent meines nicht zuletzt dank Kurzarbeit ohnehin geringen Einkommens angewiesen bin, kommt mir keine Überwachungs-App auf's Iphone 6 und wird auch kein QR-Code zwecks Nachverfolgung gescannt.