http://www.oberpfalznetz.de/onetz/641232-102,1,0.html
Von Alexander Pausch | 18.11.2004 | Netzcode: 10641232
In Vilseck steht die ganze Welt still
US-Gemeinde trauert um vier in Falludscha gefallene Soldaten -
Brigadekommandeur Oberst Pittard ehrt die Opfer
Vilseck. "Ich habe niemals erwartet, bei einer Gedenkfeier in Vilseck
zu sein", sagt Oberst Dana J.H. Pittard. "In Irak, während des
Einsatzes ja, aber niemals hier". Und doch steht der Kommandeur der
3. US-Brigade vor der Trauergemeinde in Vilseck. Er spricht über den
Verlust, den der Tod der vier Soldaten seines Verbandes bedeutet. Sie
starben in Falludscha.
Oberstabsfeldwebel Steven Wayne Faulkenburg wurde 45 Jahre alt. Er
hinterlässt seine Frau Tonya und die Töchter April sowie Jenna
Clifton und Katherine Clifton. Oberleutnant Edward D. Iwan und
Feldwebel James C. Matteson starben im Alter von 28 und 23 Jahren.
Hauptmann Sean P. Sims fiel im Alter von 32 Jahren. Er lebte mit
seiner Frau Heidi und seinem erst zehn Monate alten Sohn Colin
Patrick in Kaltenbrunn (Kreis Neustadt/WN).
Die kleine Kirche in den "Rose Barracks", dem Südlager ist brechend
voll. Per Video wird die Feier in einen benachbarten Saal übertragen,
damit all die Freunde, Kameraden und die Mitglieder der
amerikanischen Militärgemeinde an der Zeremonie teilhaben können. Sie
allen wollen den trauernden Angehörigen in diesen Stunden beistehen.
Ein Mädchen ist eigens aus Mannheim angereist. Sie will ihrer
Lieblingslehrerin Heidi Sims, die ihren Mann verloren hat, Trost
spenden.
"Wenn der Tod zu schlägt, trifft es einen immer hart", sagt Pittard.
26 Soldaten seiner Einsatz-Brigade, der Task Force "Duke" sind in
Irak bereits gefallen, 16 davon waren in Vilseck stationiert. Im Irak
helfe die Arbeit über den Schmerz hinweg. Der Einsatz müsse
schließlich weiter gehen. "Hier zu Hause ist es anders", betont der
Oberst. "Die ganze Welt scheint still zu stehen. Hier zu Hause sehen
wir erst, wie schmerzlich der Verlust für die Familien ist." Dann
erzählt Pittard von den Gefallenen und seinen Begegnungen mit ihnen -
etwa von Sean P. Sims als dieser in Irak während der Patroullie in
Mugdadiyah von seiner Frau und seinem Sohn erzählt habe: "Seine Augen
leuchteten heller als der Mond" in jener Nacht. "Sims kam mit jedem
aus", lobt der Oberst den Gefallenen: "Wer nicht mit ihm auskam, mit
dem stimmte etwas nicht."
Die Soldaten starben zwischen dem 9. und 13. November, bei den
blutigen Kämpfen in der irakischen Rebellenhochburg Falludscha
westlich von Bagdad. Alle vier gehörten zum 2. Bataillon des 2.
Infanterieregiments. Sie waren für die US-Offensive den Marines an
die Seite gestellt. Eines von zwei Bataillonen, das den Ort Haus für
Haus auf der Suche nach Aufständischen durchkämmte.
Die Tatsache, dass es vier Männer eines Bataillons binnen weniger
Tage getroffen hat, veranlasste auch den Kommandeur der US-Armee in
Europa, General B.B. Bell, nach Vilseck zu reisen. Er wollte den
Familien Trost zu sprechen, erklärt der Offizier. Zugleich nutzt der
europäische Armeechef die Gelegenheit einen jungen Soldaten
aufzumuntern, der verwundet worden ist. Unter den Trauergästen ist
auch der US-Generalkonsul aus München Matt Rooney und der Kommandeur
des V. US-Korps, General Ricardo Sanchez, der bis vor kurzem die
US-Truppen in Irak kommandiert hatte.
Von deutscher Seite sind zahlreiche Gemeindevertreter gekommen:
Bürgermeister Hans-Martin Schertl (Vilseck), die 3. Bürgermeisterin
Eleonora Widmann (Grafenwöhr) und der 2. Bürgermeister Herbert Wölfl
(Weiherhammer-Kaltenbrunn). Die 12. Panzerbrigade "Oberpfalz" aus
Amberg, die Partnereinheit der 3. US-Brigade, sandte eine Abordnung.
Auch andere Soldaten erzählen von ihren Begegnungen mit den
Gefallenen. Etwa vom hoch aufgeschossenen Edward D. Iwan mit seinen
leuchtend roten Haaren. Viele übermannt dabei die Rührung. Doch für
alle gilt auch das Motto der 1. Infanteriedivision, der "Big Red One
(Große Rote Eins)", zu der auch die 3. Brigade gehört. "Duty First -
zuerst die Pflicht", zitiert er Pittard zum Ende seiner Ansprache.
Nach der Feier steht der Brigadekommandeur am Ausgang der Kapelle.
Den meisten schüttelt der Oberst die Hand. Pittard spendet Trost und
klopft dem einen oder anderen aufmunternd auf die Schulter.
----
Anmerkung:
Vilseck ist eine Gemeinde des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr bei
Nürnberg.
Von Alexander Pausch | 18.11.2004 | Netzcode: 10641232
In Vilseck steht die ganze Welt still
US-Gemeinde trauert um vier in Falludscha gefallene Soldaten -
Brigadekommandeur Oberst Pittard ehrt die Opfer
Vilseck. "Ich habe niemals erwartet, bei einer Gedenkfeier in Vilseck
zu sein", sagt Oberst Dana J.H. Pittard. "In Irak, während des
Einsatzes ja, aber niemals hier". Und doch steht der Kommandeur der
3. US-Brigade vor der Trauergemeinde in Vilseck. Er spricht über den
Verlust, den der Tod der vier Soldaten seines Verbandes bedeutet. Sie
starben in Falludscha.
Oberstabsfeldwebel Steven Wayne Faulkenburg wurde 45 Jahre alt. Er
hinterlässt seine Frau Tonya und die Töchter April sowie Jenna
Clifton und Katherine Clifton. Oberleutnant Edward D. Iwan und
Feldwebel James C. Matteson starben im Alter von 28 und 23 Jahren.
Hauptmann Sean P. Sims fiel im Alter von 32 Jahren. Er lebte mit
seiner Frau Heidi und seinem erst zehn Monate alten Sohn Colin
Patrick in Kaltenbrunn (Kreis Neustadt/WN).
Die kleine Kirche in den "Rose Barracks", dem Südlager ist brechend
voll. Per Video wird die Feier in einen benachbarten Saal übertragen,
damit all die Freunde, Kameraden und die Mitglieder der
amerikanischen Militärgemeinde an der Zeremonie teilhaben können. Sie
allen wollen den trauernden Angehörigen in diesen Stunden beistehen.
Ein Mädchen ist eigens aus Mannheim angereist. Sie will ihrer
Lieblingslehrerin Heidi Sims, die ihren Mann verloren hat, Trost
spenden.
"Wenn der Tod zu schlägt, trifft es einen immer hart", sagt Pittard.
26 Soldaten seiner Einsatz-Brigade, der Task Force "Duke" sind in
Irak bereits gefallen, 16 davon waren in Vilseck stationiert. Im Irak
helfe die Arbeit über den Schmerz hinweg. Der Einsatz müsse
schließlich weiter gehen. "Hier zu Hause ist es anders", betont der
Oberst. "Die ganze Welt scheint still zu stehen. Hier zu Hause sehen
wir erst, wie schmerzlich der Verlust für die Familien ist." Dann
erzählt Pittard von den Gefallenen und seinen Begegnungen mit ihnen -
etwa von Sean P. Sims als dieser in Irak während der Patroullie in
Mugdadiyah von seiner Frau und seinem Sohn erzählt habe: "Seine Augen
leuchteten heller als der Mond" in jener Nacht. "Sims kam mit jedem
aus", lobt der Oberst den Gefallenen: "Wer nicht mit ihm auskam, mit
dem stimmte etwas nicht."
Die Soldaten starben zwischen dem 9. und 13. November, bei den
blutigen Kämpfen in der irakischen Rebellenhochburg Falludscha
westlich von Bagdad. Alle vier gehörten zum 2. Bataillon des 2.
Infanterieregiments. Sie waren für die US-Offensive den Marines an
die Seite gestellt. Eines von zwei Bataillonen, das den Ort Haus für
Haus auf der Suche nach Aufständischen durchkämmte.
Die Tatsache, dass es vier Männer eines Bataillons binnen weniger
Tage getroffen hat, veranlasste auch den Kommandeur der US-Armee in
Europa, General B.B. Bell, nach Vilseck zu reisen. Er wollte den
Familien Trost zu sprechen, erklärt der Offizier. Zugleich nutzt der
europäische Armeechef die Gelegenheit einen jungen Soldaten
aufzumuntern, der verwundet worden ist. Unter den Trauergästen ist
auch der US-Generalkonsul aus München Matt Rooney und der Kommandeur
des V. US-Korps, General Ricardo Sanchez, der bis vor kurzem die
US-Truppen in Irak kommandiert hatte.
Von deutscher Seite sind zahlreiche Gemeindevertreter gekommen:
Bürgermeister Hans-Martin Schertl (Vilseck), die 3. Bürgermeisterin
Eleonora Widmann (Grafenwöhr) und der 2. Bürgermeister Herbert Wölfl
(Weiherhammer-Kaltenbrunn). Die 12. Panzerbrigade "Oberpfalz" aus
Amberg, die Partnereinheit der 3. US-Brigade, sandte eine Abordnung.
Auch andere Soldaten erzählen von ihren Begegnungen mit den
Gefallenen. Etwa vom hoch aufgeschossenen Edward D. Iwan mit seinen
leuchtend roten Haaren. Viele übermannt dabei die Rührung. Doch für
alle gilt auch das Motto der 1. Infanteriedivision, der "Big Red One
(Große Rote Eins)", zu der auch die 3. Brigade gehört. "Duty First -
zuerst die Pflicht", zitiert er Pittard zum Ende seiner Ansprache.
Nach der Feier steht der Brigadekommandeur am Ausgang der Kapelle.
Den meisten schüttelt der Oberst die Hand. Pittard spendet Trost und
klopft dem einen oder anderen aufmunternd auf die Schulter.
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Anmerkung:
Vilseck ist eine Gemeinde des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr bei
Nürnberg.