Wie man es auch dreht und wendet, es bleibt die peinliche Erkenntnis: Die Länder, in denen man die schärfsten Einschränkungen veranlasst hatte (überall Maskenpflicht, die Wohnung darf nur für den Weg zum Arzt, zur Arbeit oder zum Einkaufen verlassen werden etc.), z.B. Spanien oder Frankreich, stehen heute mit am schlechtesten da, egal, ob man die Zahl der positiven Testergebnisse oder die der wirklich Erkrankten hernimmt.
Auch innerhalb Deutschlands ist dies zu erkennen: Die schlechtesten Zahlen hat Bayern, nicht etwa das bevölkerungsreichste NRW.
Wie kann man das nun erklären?
Dazu am 27.09.2020 bei Anne Will die Virologin Brinkmann: In Spanien hätten sie größere Probleme als in Deutschland, weil da viel mehr gelockert worden sei, als bei uns. Nun ja, so viel wie in Spanien konnten wir nicht "lockern", weil wir viele der Beschränkungen gar nicht erst hatten, nicht wahr? Egal, Brinkmann weiter: In Spanien führten auch traditionelle Verhaltensweisen, z.B. mit vielen Leuten zusammen zu sitzen, zu reden und Tapas zu essen, zu mehr Infektionen. (Bekanntlich sitzen die Spanier den ganzen Tag zusammen und essen Tapas.) Zur recht entspannten Lage in Schweden, das die wenigsten und mildesten Maßnahmen ergriffen hatte, sagte Virologin Brinkmann: In Schweden habe es de facto einen Lockdown gegeben, dieser sei nur freiwillig gewesen. Also, für alle, die es noch nicht wussten: Schweden hatte einen Lockdown.
Überall ist allerorten zu lesen und zu hören, man lerne, was das Virus betrifft, täglich dazu. Ich konnte hier keinen Lernvorgeng erkennen, nur Verleugnung und versuchte Desinformation.
Zwar denke ich, wie der Autor des Artikels, dass die Fixierung auf positive Testergebnisse aufhören und der Blick zunehmend auf ernsthaft Erkrankte gerichtet sein muss. Wenn ich Äußerungen wie die von Frau Brinkmann höre, macht mich das aber nicht besonders optimistisch, denn ich sehe keine Bereitschaft zum Umdenken.