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  • Irom

493 Beiträge seit 27.10.2001

Re: "liebgewonnene Luxusgüter"

blu_frisbee schrieb am 30. Juni 2014 19:14

> Irom schrieb am 30. Juni 2014 17:22

> > Was bleibt *mir* also übrig? So wie ich es sehe:
> > mitmachen oder nicht. [Edit: Das ist die Frage, die sich jeder
> > stellen muss, wie ich finde. Und das Ergebnis dieser Überlegungen ist
> > das, was ich unter "Verantwortung" verschlagworte.]

> Würden Sie das auch den Funktionshäftlingen in Ausschwitz
> vorgeschlagen haben, die durchaus wußten, daß sie dafür einige Wochen
> später vergast werden?

Ich weiß zu wenig über die Umstände von Funktionshäftlingen. Bei den
*Opfern* (und zu denen gehören ja wohl auch die Funktionshäftlinge)
möchte ich mir kein richtendes Urteil erlauben. Ich nehm an, Sie
wollen auf was raus, daher trotzdem eine Antwort: in dem Fall geht
mein Verständnis definitiv deutlich weiter, weil die Umstände sehr
extrem waren. Erst kommt das Fressen (Leben), dann kommt die Moral.
Das finde ich in Ordnung. Bitte bedenken Sie aber, das wir von so
einer Situation, in der das alles tatsächlich ganz anders zu bewerten
wäre, nicht reden. Wir reden von Konsumverzicht oder sogar nur
zielgerichtetem Einkaufen. Das können sich viele nicht leisten, viele
mehr aber doch.

> Der Aufstand muß gewagt werden, und ja, man kann verlieren.
Wo kann ich mich anmelden?

Geht das Argument nicht eher in meine Richtung? Nicht mitmachen ist
doch eher Aufstand als Teil dessen zu sein, das man bekämpfen will.


> > > aber ein Änderung wird erst dann kommen wenn
> > > die Alternative der Tod ist.
> > > Kennen Sie Leute die freiwillig arm sind?
> > 
> > Hier verstehe ich jetzt den Zusammenhang mit dem Freibrief nicht.
> > Außerdem ist die Alternative nicht "arm", wie Sie hier behaupten,
> > sondern zu einem ganz großen Teil erstmal nur der Verzicht auf
> > liebgewonnene Luxusgüter.

> Sie haben übertriebene Vorstellungen vom Hartz4-Satz und nebenbei,
> der wird in den kommenden Jahren noch weiter abgesenkt werden,
> inklusive der Vertreibung in Slumsiedlungen am Stadtrand.
> Jeder der sich den Zwängen des Systems verweigert landet bei Hartz4
> (oder Schlimmerem), wer es gar aktiv bekämpft hierzulande rasch im
> Gefängnis, anderswo im Grab.

Um Gottes willen. Hier kriegt doch niemand zur Strafe Hartz4, weil er
Gemüse Saisonal und nicht aus Israel kauft oder weil er ein etwas
schlechteres Fairphone kauft. Von dem Hartz4-Empfänger rede ich doch
garnicht. Bevor ich verhungere, kaufe auch ich den
Tierquäl-Billigschrott und bevor ich nackt rumlaufe auch das
Kindgenähte T-Shirt für's Vorstellungsgespräch, das ist doch klar!
Mir würde es für's erste schon reichen wenn die, die es problemlos
*könnten* ihren eigenen Ansprüchen genügen würden!

> Im System der Konkurrenz um den Profit geben jene den Takt vor die
> die Grenzen des Legalen überschreiten. In einer Geldgesellschaft sind
> Gesetze & Richter käuflich.
> http://de.wikipedia.org/wiki/Race_to_the_bottom
> Der einzige dem System fremder Wille wäre die organisierte
> Arbeitermacht, noch dazu weltweit. Auf den "Anstand" ALLER
> Kapitalisten zu hoffen ist a) illusorisch und b) Flucht in Religion.

Den weltweiten Arbeiteraufstand finde ich auch illusorisch. Schon
eher vorstellen kann ich mir, daß sich innerhalb des Kapitalismus
eine Mehrheit für verantwortungsvollen Konsum entscheidet, was der
Kapitalismus dann bedienen wird.

Ihre Revolution hat aber eigentlich garnichts mit meiner persönlichen
Verantwortung zu tun, bzw. beides schließt sich nicht aus. Schlechtes
zu tun kann nicht dadurch gerechtfertigt werden, das es normal ist.
Ich habe etwas für mich als schlecht erkannt, kann es nicht ändern,
also halte ich mich so weit es mir möglich ist raus, um meine Schuld
(in deren Umstände ich reingeboren wurde) zu minimieren.

> http://feynsinn.org/?p=565 
Ich bin kein Kapitalismus-Fan, mir fällt nur nichts dagegen ein. Was
tun Sie denn so, um den Kapitalismus abzuschaffen? Ich beschränke
mich darauf, möglichst selber keinen Mist zu bauen. Und wenn das
jeder machen würde, würde es sehr viel verbessern.

Ich hätte auch nichts gegen "extremere" Politik, die den Kapitalismus
abschaffen will. Nur fällt das unter a) illusorisch - wie soll man
Leute von solch radikalen (nicht negativ gemeint) Maßnahmen
überzeugen die noch nicht mal zu solch trivialen "Opfern" bereit
sind, wie ich sie verlange?
Nach Ihren eigenen Maßstäben dürfte es auch auch unter b) Flucht in
Religion fallen.

Worauf wollen Sie eigentlich raus?

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