Hunger mit System
ich möchte eine Deutsche Familie sehen, welche von der eigenen
Regierung, mit Waffen und Chemikalien aus dem Ausland, von der
eigenen Regierung angegriffen, und getötet werden und nur noch auf
einem Trümmerfeld überleben? Sie würden auch versuchen ihre Kinder zu
schützen, versuchen zu flüchten. So wie es viele in Diktaturen
gemacht haben und machen. Der Westen muss aufhören, mit seinen
hochsubventionierten Waren die Lebensgrundlagen vor Ort systematisch
zu zerstören. Allein in Indien haben sich in diesem Jahr,
zwanzigtausend Bauern aus Scham das Leben genommen, weil sie hoch
verschuldet ihre Familien nicht mehr ernähren konnten und können. Das
ist die brutale Kehrseite des sog. Freihandels in der Welt. lässt
Gewinne bei den westlichen Firmen sprudeln, aber führt zu
massenhaften Verelendung. Wenn täglich einhunderttausend Kinder an
Hunger und den Folgen von Hunger auf dieser Welt sterben, dann kann
man nicht davor die Augen schließen, und die Flüchtlinge wie hier im
Westen, als "Kriminelle" bezeichnen?
Der Westen muss endlich in der Entwicklungspolitik umdenken? Wenn
wieder einmal eine Hungersnot eine Region in Afrika oder Asien
erschüttert, schauen wir betroffen die Bilder in der Zeitung und im
Fernsehen an, spenden vielleicht ein paar Euro — und gehen zur
Tagesordnung über. Ein paar Wochen später ist die Katastrophe
vergessen. Aber tausende Kilometer entfernt hungern die Menschen
immer noch. Und daran werden unzählige Nahrungsmittelpakete
langfristig nichts ändern. Denn es läuft etwas grundsätzlich schief
in der Welt.
Angefangen hat es in den 80er Jahren. Damals zwang der
Internationale Währungsfonds (IWF) vielen Entwicklungsländern
sogenannte Strukturanpassungsprogramme auf. Um ihre Schulden im
Ausland bezahlen zu können, mussten die Regierungen etwa
Investitionen in Bildung und Subventionen für Bauern zurückfahren,
Staatsbetriebe privatisieren — und ihre Märkte für den
internationalen Wettbewerb öffnen. Die Welt sollte zum globalen
Supermarkt werden.
Das war ein unfassbar egoistischer Zug, der nur dem reichen Westen
genützt hat, vielen Afrikanern aber bis heute schadet. Denn vorher
hatten etliche Kleinbauern für den eigenen Bedarf Obst, Gemüse oder
Getreide angebaut. Wenn sie zu viel hatten, verkauften sie es im
Dorf.
Abhängig von Importen
Nun, ohne staatliche Hilfe und mit weltweiter Konkurrenz, verloren
sie ihr Land. Viele arbeiten heute auf den riesigen Anbauflächen, die
internationale Konzerne aufgekauft haben. Was dort wächst, ist aber
nicht für die Bevölkerung bestimmt, sondern wird exportiert.
Die afrikanischen Staaten müssen gleichzeitig massenhaft
Lebensmittel importieren. Auch einen Großteil der
Entwicklungshilfegelder aus dem Westen geben sie dafür aus. Sie sind
also von Weltmarktpreisen abhängig. Und die steigen. Wegen des
zunehmenden Fleischkonsums in China, Dürren und anderen
Naturkatastrophen, zum erheblichen Teil aber auch wegen der
Rohstoff-Spekulanten — darunter die Deutsche Bank und die Allianz —,
die mit ihren Wetten die Kursausschläge befeuern.
Während es uns kaum stört, wenn ein Paket Mehl fünf Cent teurer
wird, kann eine Familie in Kenia deswegen in höchste Not geraten. So
entsteht ein Paradox, das makabrer nicht sein könnte: Dort, wo das
Land fruchtbar ist, wo es Millionen Menschen sattmachen könnte,
müssen die meisten hungern.
Feige Politiker
All das ist bekannt, in Washington diskutieren die Politiker ebenso
darüber wie in Brüssel. Aber bisher haben sich die Regierungschefs
der Industrieländer nicht darauf verständigen können, tatsächlich
etwas zu ändern. Sie kuschen immer noch vor einflussreichen
Konzernchefs, die gebetsmühlenartig den „freien Markt“ preisen.
Das ist feige und ein Skandal, über den leider kaum jemand spricht.
Jahzehntelang haben sich Staaten wie Deutschland auf Kosten der
Entwicklungsländer bereichert — und bis heute bemühen sie sich nicht
ernsthaft, diese Politik zu revidieren. Natürlich wird es immer
Prävention und schnelle Hilfe bei Katastrophen brauchen. Ansonsten
aber müssen wir wirtschaftlich fundamental umdenken. Die
Lebensmittelspekulation muss auf das beschränkt werden, was sie
einmal war: eine Absicherung der Landwirte gegen Ernteausfälle.
Die Entwicklungshilfe darf nicht mehr den Anbau von Exportprodukten
fördern, sondern die Kleinbauern. Allen voran Europa sollte die
afrikanischen Staaten zudem als Partner verstehen — und ihnen dabei
helfen, den Markt innerhalb des Kontinents auszubauen. Das wäre ein
kleiner Schutz vor globalen Preisschwankungen. Denn eines hat der
„freie Markt“ uns gezeigt: Er produziert auch jede Menge Verlierer.
ich möchte eine Deutsche Familie sehen, welche von der eigenen
Regierung, mit Waffen und Chemikalien aus dem Ausland, von der
eigenen Regierung angegriffen, und getötet werden und nur noch auf
einem Trümmerfeld überleben? Sie würden auch versuchen ihre Kinder zu
schützen, versuchen zu flüchten. So wie es viele in Diktaturen
gemacht haben und machen. Der Westen muss aufhören, mit seinen
hochsubventionierten Waren die Lebensgrundlagen vor Ort systematisch
zu zerstören. Allein in Indien haben sich in diesem Jahr,
zwanzigtausend Bauern aus Scham das Leben genommen, weil sie hoch
verschuldet ihre Familien nicht mehr ernähren konnten und können. Das
ist die brutale Kehrseite des sog. Freihandels in der Welt. lässt
Gewinne bei den westlichen Firmen sprudeln, aber führt zu
massenhaften Verelendung. Wenn täglich einhunderttausend Kinder an
Hunger und den Folgen von Hunger auf dieser Welt sterben, dann kann
man nicht davor die Augen schließen, und die Flüchtlinge wie hier im
Westen, als "Kriminelle" bezeichnen?
Der Westen muss endlich in der Entwicklungspolitik umdenken? Wenn
wieder einmal eine Hungersnot eine Region in Afrika oder Asien
erschüttert, schauen wir betroffen die Bilder in der Zeitung und im
Fernsehen an, spenden vielleicht ein paar Euro — und gehen zur
Tagesordnung über. Ein paar Wochen später ist die Katastrophe
vergessen. Aber tausende Kilometer entfernt hungern die Menschen
immer noch. Und daran werden unzählige Nahrungsmittelpakete
langfristig nichts ändern. Denn es läuft etwas grundsätzlich schief
in der Welt.
Angefangen hat es in den 80er Jahren. Damals zwang der
Internationale Währungsfonds (IWF) vielen Entwicklungsländern
sogenannte Strukturanpassungsprogramme auf. Um ihre Schulden im
Ausland bezahlen zu können, mussten die Regierungen etwa
Investitionen in Bildung und Subventionen für Bauern zurückfahren,
Staatsbetriebe privatisieren — und ihre Märkte für den
internationalen Wettbewerb öffnen. Die Welt sollte zum globalen
Supermarkt werden.
Das war ein unfassbar egoistischer Zug, der nur dem reichen Westen
genützt hat, vielen Afrikanern aber bis heute schadet. Denn vorher
hatten etliche Kleinbauern für den eigenen Bedarf Obst, Gemüse oder
Getreide angebaut. Wenn sie zu viel hatten, verkauften sie es im
Dorf.
Abhängig von Importen
Nun, ohne staatliche Hilfe und mit weltweiter Konkurrenz, verloren
sie ihr Land. Viele arbeiten heute auf den riesigen Anbauflächen, die
internationale Konzerne aufgekauft haben. Was dort wächst, ist aber
nicht für die Bevölkerung bestimmt, sondern wird exportiert.
Die afrikanischen Staaten müssen gleichzeitig massenhaft
Lebensmittel importieren. Auch einen Großteil der
Entwicklungshilfegelder aus dem Westen geben sie dafür aus. Sie sind
also von Weltmarktpreisen abhängig. Und die steigen. Wegen des
zunehmenden Fleischkonsums in China, Dürren und anderen
Naturkatastrophen, zum erheblichen Teil aber auch wegen der
Rohstoff-Spekulanten — darunter die Deutsche Bank und die Allianz —,
die mit ihren Wetten die Kursausschläge befeuern.
Während es uns kaum stört, wenn ein Paket Mehl fünf Cent teurer
wird, kann eine Familie in Kenia deswegen in höchste Not geraten. So
entsteht ein Paradox, das makabrer nicht sein könnte: Dort, wo das
Land fruchtbar ist, wo es Millionen Menschen sattmachen könnte,
müssen die meisten hungern.
Feige Politiker
All das ist bekannt, in Washington diskutieren die Politiker ebenso
darüber wie in Brüssel. Aber bisher haben sich die Regierungschefs
der Industrieländer nicht darauf verständigen können, tatsächlich
etwas zu ändern. Sie kuschen immer noch vor einflussreichen
Konzernchefs, die gebetsmühlenartig den „freien Markt“ preisen.
Das ist feige und ein Skandal, über den leider kaum jemand spricht.
Jahzehntelang haben sich Staaten wie Deutschland auf Kosten der
Entwicklungsländer bereichert — und bis heute bemühen sie sich nicht
ernsthaft, diese Politik zu revidieren. Natürlich wird es immer
Prävention und schnelle Hilfe bei Katastrophen brauchen. Ansonsten
aber müssen wir wirtschaftlich fundamental umdenken. Die
Lebensmittelspekulation muss auf das beschränkt werden, was sie
einmal war: eine Absicherung der Landwirte gegen Ernteausfälle.
Die Entwicklungshilfe darf nicht mehr den Anbau von Exportprodukten
fördern, sondern die Kleinbauern. Allen voran Europa sollte die
afrikanischen Staaten zudem als Partner verstehen — und ihnen dabei
helfen, den Markt innerhalb des Kontinents auszubauen. Das wäre ein
kleiner Schutz vor globalen Preisschwankungen. Denn eines hat der
„freie Markt“ uns gezeigt: Er produziert auch jede Menge Verlierer.