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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Da schreibt die Missgunst

Der Autor dürfte als Selbstständiger genau alle die Vorzüge genießen, die er jetzt als so schlimm anprangert.

Um diese Pflichten zu umgehen, wird statt Telearbeit auch oft von "mobiler Arbeit" gesprochen. Mobile Arbeit heute kann das Arbeiten mit dem Laptop im Zug, die Terminverwaltung per Smartphone in der Flughafenlounge oder die Arbeit mit dem Tablett im Hotelzimmer sein.

Ja, denn es hat für beide Seiten Vorteile, wenn der Arbeitnehmer mobil arbeiten darf.
Warum? Na hier einmal ein klassisches Beispiel. Der Arbeitnehmer hat sein festes Büro z.B. in Flensburg, muss aber für einen Kundentermin nach Ottobrunn, in der Nähe von München. Der Kundentermin dauert vielleicht 3-4 Stunden, kann auch weniger sein.
Je nach Vereinbarung, gilt die Reisezeit als Arbeitszeit.
Aber das ist noch nicht einmal das Problem. Der Mitarbeiter hat auch noch sehr viel tote Zeit dazwischen. Ggf. müßte er dann von der Arbeit, statt vom verkehrsgünstigeren Wohnort reisen. Wer sich dort noch einigermaßen am Abend verköstigen will, der sollte dort nicht zu spät aufschlagen, denn dann hat vielleicht auch schon alles zu. Und nach dem Termin? Die nervenschonende, zeitlich kurze Verbindung gibt es vielleicht erst am Abend. Die tote Zeit dazwischen geht aber auf seine Rechnung.
Auf gut Deutsch: Die Reiserei ist für den Mitarbeiter ein arbeitszeitliches Minusgeschäft zu seinen Lasten. Entweder maximal unkomfortabel, um möglichst viel Arbeitszeit an den Tagen unterzubringen oder Minusstunden, weil die abrechenbare Zeit viel geringer ist, als die tatsächliche Arbeitszeit. Irgendwelche Vorbereitungen im Hotel gehen sowieso auf das Konto "Freizeit".

Unser Autor ist ein Stechuhr-Fetischist. (Für die Anderen.)
Auch die Massenmenschhaltung in den Bürokomplexen hat so seine Schattenseiten, jedenfalls in den Teilen der Republik, wo richtig was los ist.
Ein Rattenstress für die Anreise von der Wohnung zum Büro, weil das ein paar Hundertausend auch wollen. Diese Zeit ist unbezahlte Freizeit des AN.
Auch finanziell geht dies zu Lasten des AN.
Verköstigung? Wenn der AG sich eine Kantine für seine AN leistet, ist das schon Luxus. Der Rest, der weder genug Asche für´s Restaurant noch irgendwelche anderen Kantinen im Zugriff hat, der darf Fastfood oder macht den Bäcker reich.
Und der berühmte Arzttermin? Ein besonderer Spaß, wenn der Wohn- und Arbeitsort nicht identisch sind. Da darf der Arbeitnehmer sich mit einem Arzt beim Arbeitsort anfreunden oder auf seine Zeitkosten zum Wohnort pendeln.

Die Zeiten des Arbeitssozialismus, als es für den Job ausreichte pünktlich die Stechuhr zu bedienen und dann irgendwie die Lebenszeit dort abzuhocken, ist auch schon lange vorbei. Wenn keinen betrieblichen Nutzen bringt, der steht auf der Streichliste.
Umgekehrt findet schon lange eine stärkere Fixierung auf die Arbeit und Kommunikation statt.
Statt irgendwelche Zahlenschieber in irgendeiner Konzernabteilung, arbeiten die Verantwortlichen immer stärker zusammen. Die Sache gleicht, auch durch die immer größere Komplexität, einer vorindustriellen Arbeitsweise. Man entwickelt gemeinsam ein Gefühl, was angemessen und wann genug ist.
Damit greift, neben dem Zahlenschieber aus dem Controlling, auch der klassische Gewerkschafter ins Leere.

Zum Thema Beistellungsleistungen des AG:
1.) Das ganze IT-Gerümpel wird sowieso gestellt. Die professionelle Firma möchte ich kennenlernen, in dem der virenverseuchte Privatrechner sein Unwesen treiben kann.
2.) Seit ewig und drei Tagen gibt es auch das Arbeitszimmer, dass steuerlich geltend gemacht werden kann. Das kann auch ein externes Arbeitszimmer in einem (Neudeutsch) Coworking-Space sein. Da braucht der AG nichts zahlen. Umgekehrt wird die Sache auch ganz schnell kompliziert, wenn der AG auch noch solche Räume kofinanziert. Vor allen Dingen bei einem Wechsel der Wohnung oder des Arbeitgebers.

Das Homeoffice wirkt auf sehr viele Bereiche des Lebens sehr entspannend, insbesondere in Kombination mit flexibler Arbeitszeit.

Und arbeiten vom Strand oder Urlaubsort? Warum nicht?
Alles Privilegien, die vorher solchen Leuten wie dem Autor vorbehalten waren.

Nebenbei zeigt so etwas auch wieder einmal, woran es in der Berliner Republik klemmt. Statt sich Freiheiten zu nehmen und diese zu gestalten, geht es wieder einmal nur um Angst vor der Neuerung und skurrile Überlegungen.

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