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Avatar von HorstPachulke
  • HorstPachulke

mehr als 1000 Beiträge seit 16.07.2015

Re: Vielleicht hat ja nur einer "Lawine" gerufen und alle sind aus dem Zelt gera

hubid schrieb am 24.11.2019 10:51:

Wow, dafür musstest Du ein Jahr nachdenken?

Diese Geschichte lässt mir keine Ruhe, seit ich in Jugendtagen in einem Buch über unerklärliche Fälle von ihr las. Ich denke seit Jahrzehnten darüber nach. Immer mal wieder. Als es jetzt wieder soweit war, suchte ich nach einem Link und grub mich durch den Fred.

Also gut, Szenario: Mitten in der Nacht, dunkel, ein Haufen Schuhe und ein Haufen Kleider. Es ist minus 20 Grad. Weitherum gibt es nichts ausser dem Zelt und darin einem Haufen Schuhe und Kleider. Du bist nicht in der Lage, Deine eigenen Schuhe und Kleider von denjenigen der anderen zu unterscheiden.

Hubid sagt hingegen: Scheissegal, jeder greift sich was er findet und zieht das an. Wenn es hell wird kann man dann immer noch gegenseitig tauschen. Priorität: Überleben.

Also, ich behaupte jetzt einfach mal frech, dass eine erfahrene Wandergruppe eher zu letzterem tendiert.

Die erfahrene Wandergruppe hat es aber nicht bzw. nur teilweise getan. Das kann an Agenten des CIA, der GeStaPo, der Heilsarmee, UFOs, dem Erscheinen Jesu Christi persönlich oder einem außerplanmäßig aus dem Winterschlaf erwachten Bären liegen oder oder oder. Eventuell kam man aber an die benötigten Kleidungsstücke nicht heran. Soll vorkommen, wenn man Dinge im Schneesturm in einem unter einer Schneelast verschütteten Zelt sucht, dass das nicht so einfach ist und Grabungsarbeiten erfordert. An welche Dinge man herankommt - lebenswichtige Klamotten (die ich entweder dem Besitzer geben würde - dem passen sie am Besten, er hat die besten Chancen damit möglichst weit zu kommen - oder den Schwächsten: Die brauchen sie am Nötigsten), das in dieser Lage relativ nutzlose Manuskript des Evening Ototen oder an die Plätze, auf denen man nächtigte und an denen gar keinecAusrüstung zu finden ist - kann man sich leider nicht aussuchen. Bei zweistelligen Minusgraden gräbt es sich jedoch ohne Handschuhe nicht lange im Schnee. Zumal so ganz ohne kurz- und mittelfristige Überlebensperspektive. Ich spreche jetzt von mir Weichei, das draußen und nicht im Blizzard 8 Stunden Arbeit auf dem Dach bei -15 Grad angemessen ausgestattet (lange Unterwäsche, extra Socken, wattierte Oberbekleidung, zeitweise Jacke, bei Schwitzen nicht, Handschuhe, Mütze, Raum zum Aufwärmen nach 2 - 3 Stunden) durchhält.

Wieso lässt man sie dann zurück und geht in eine Richtung los im Bewusstsein, dass es danach recht schwierig werden wird, zum Zelt zurückzugelangen?

Weil man keine bessere Option hat oder sieht nach der Havarie des Zeltes, die darin resultiert, dass die Gruppe ihre Ausrüstung nicht ohne weiteres erreichen kann, somit schutzlos und jetzt schon unterkühlt einem Schneesturm ausgesetzt ist, als in die Reichweite von Brenn- und Baumaterial zu gelangen, um ein Notbiwak, möglichst mit Feuer als Wärmequelle zu errichten? Vor Ort hatte man nicht genügend Brennmaterial - wenn man es denn überhaupt bewerkstelligt hätte, es zu lokalisieren, ggfs. rechtzeitig auszugraben und dann noch ein Feuer zu entfachen.
Einige Gegenstände hatte man schließlich mitgenommen. Man konnte z.B. kleine Fichten abhacken. Andere Ausrüstungsgegenstände lagen außerhalb des Zeltes. Im Schneesturm sind kurz zuvor abgelegte Gegenstände schnell von einer weißen Schicht überzogen und dann unauffindbar? Man war also wohl bemüht, Dinge mitzunehmen - offensichtlich war es aber nicht so trivial, wie man sich das am grünen Tisch vorstellt.

Oh, der zartbesaitete Horst, der ein Stündchen früher noch lieber gestorben wäre als die Schuhe eines anderen anzuziehen würde jetzt doch um sein Leben klettern, um ebendiese Schuhe doch noch zu holen. Da sage ich bloss: Hirn früher einschalten, nicht erst, wenn es zu spät ist.

Ein paar Stunden später herrschten eventuell andere Licht- und / oder Wetterverhältnisse und man sah mehr als "die Hand vor Augen nicht". Eventuell hatte man jetzt einen Unterstand und schickte die Fittesten los, wichtige Dinge zu holen, Hilfe zu organsieren. Wer zurückblieb, war vielleicht nicht mehr so fit, eventuell stark unterkühlt oder verletzt. Gegebenenfalls war es auch ein verzweifelter, letzter Versuch - gescheitert ist er jedenfalls.

Eben, genau. Da stellt sich eben die Frage nach der Ursache der Panik, die diese Menschen ihre Ausrüstung zurücklassen liess und sie so herumstolpern liess, dass sie sich reihenweise Verletzungen dabei zuzogen, die man sich eigentlich gar nicht selber zufügen kann.

Eine Panik, wohlgemerkt, die eine ganze Gruppe von erfahrenen Tourengängern befallen hat. Eine Panik weiterhin, die aber ab und zu für ein Weilchen soweit abgeflaut ist, dass die Leute Feuer machen, Unterstände bauen und Kleider wechseln konnten.

Was also war der Grund dieser Panikattacken?

Von Panik gehe ich nicht aus, vielmehr von zunächst relativ geordnetem Rückzug.

Ich halte für am Plausibelsten:
Das überraschende, für Verwirrung und eventuell auch für Not sorgende Versagen des Zeltes, entweder durch Windbruch oder durch Kollaps in einer sich viel schneller als erwartet aufbauenden, verdichteten Scheewehe mit weit mehr als 10 cm Schneehöhe auf dem unteren Teil der Zeltbahn. Durch die folgend notwendige oder notwendig erscheinende Aufgabe des Zeltes war man den Elementen schutzlos ausgeliefert, eventuell gab es bei oder vor einer notfälligen Evakuierung des Zeltes auch Verletzte, die zu versorgen waren und Arbeit verursachten. Die ungeschützte Situation könnte den Fokus auf das Schaffen eines Raumes legen, in dem man (je nach Lage: auch mit Verletzung - die man sich auch im weiteren Verlauf der Ereignisse zuziehen kann) überleben kann. Bis Hilfe eintrifft.

Am Hang erschien das entweder derzeit nicht möglich oder mit zu viel Aufwand verbunden: Man hätte jedes Sütck Brennholz den Hang hochtragen müssen - ohne den zweiten, zerbrochenen Massivholzskistock hätte man aber den Ofen ohnehin nicht im Zelt betreiben können. Dennoch hätte man ein kaputtes, wohl verschüttetes oder zunehmend eingeschneites Zelt ausgraben und reparieren müssen - eventuell erschien das wenig aussichtsreich, da man bei stockdunkler Nacht und Schneesturm hierfür benötigte Gegenstände nicht fand bzw. sie nicht erreichen konnte - und, wenn doch, sie auch schnell wieder verlor. Außerdem hatte sich die Behausung soeben als in dieser Situation ungeeignet erwiesen.

Das Feuer hatte man eventuell nicht nur zum Aufwärmen entfacht, sondern auch, um sich im Schneesturm besser orientieren zu können, vielleicht schon während der Gewinnung des Baumaterials. Eventuell nutze man es auch, um einen Orientierungspunkt bei schlechter Sicht zu haben, als die Fittesten losgingen, um Gegenstände aus dem Zelt zu holen. Die Jungs am Feuer sind wohl immer höher geklettert, um trockene Äste abzubrechen. Bis einer abgestürzt ist.

Denen, die im Unterstand waren, wird irgendwann klar geworden sein, dass ihre Kollegen es nicht geschafft haben und einen anderen Plan gefasst haben, der ihnen trotz Schwächung am Aussichtsreichsten erschien. Mit der Topographie dürften sie vertraut gewesen sein und in Richtung Labaz aufgebrochen sein. Dabei sind sie verunglückt.

Vielleicht muste aber auch nur jemand austreten und ist dabei verunglückt. Eine zweite Person folgte nach.

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