Tom Taylor schrieb am 27.04.2024 12:00:
Falsch.
Das ist eines der Hauptprobleme des deutschen akademischen Systems. D.h., keine gesicherten Entwicklungspfade und Dauerstellen im sogenannten "Mittelbau" (unterhalb einer ordentlichen Professur) mit quasi-feudalen Abhaengigkeiten bei Postdocs und Privatdozenten.
ja, das ist in der Tat das eigentliche Problem hinter dem Lamento im Artikel. Es gibt, mal abgesehen von den paar Stellen der akademischen Räte, im akademischen Mittelbau kaum Stellen mit dauerhafter Perspektive, weil die meist befristet sind, und dann irgendwann die Regeln für Kettenbefristungen greifen.
Die Idee dahinter ist zwar einerseits nachvollziehbar, weil man diese Stellen als eine Art Durchgangsstation betrachtet, die es Nachwuchswissenschaftlern erlauben, sich auf einer bezahlten Stelle zu qualifizieren. Und solange es nur um die Promotion geht, funktioniert das ja auch noch einigermassen.
Problematisch wird's dann aber, wenn hinterher eine Habilitation angestrebt wird, bzw. das Ziel ist, eine ordentliche Professur zu erlangen. Der Karrierewunsch sollte wirklich gut überlegt sein, weil es eben wesentlich weniger ordentliche Professuren gibt als habilitierte bzw. qualifizierte Wissenschaftler. Sonst kann's eben durchaus passieren, dass dann jemand mit Mitte/Ende 30 zwar habilitiert ist, aber keinerlei dauerhafte Perspektiven an einer Universität mehr hat. Und weil das alle wissen, wird das dann oft in gewisser Weise ein rat race to the top. Deshalb wollte man ja mit den W1 Stellen ein wenig Druck aus dem Kessel nehmen. Meiner Meinung nach mit eher verhaltenem Erfolg.
Nur, eine Privatdozentur hilft da auch nicht weiter. Die ist dann doch eher einem Titelwunsch geschuldet, oder, auch das gibt's ja, man möchte den Kontakt zur Universität aufrecht erhalten.