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Avatar von holyprime
  • holyprime

mehr als 1000 Beiträge seit 12.04.2009

Selbst die Fassade bröckelt

Als normalem Theater-Besucher würden sie einem fast leid tun, wenn man nicht wüsste dass Auftritte im neoliberal-faschistischen Stil sehr gut bezahlt sind: Wie sie da vor ihrem potemkinschen Dorf herumturnen und sich ständig versichern wie toll sie denn angezogen sind, obwohl (fast) dem ganzen Publikum bewusst ist das sie gar keine Kleider tragen und ein Stück aufführen, das ohne die gekauften Kritiker längst abgesetzt worden wäre.

Das tausende Polizisten nötig sind um die Darsteller vor der bröckelnden Fassade fernzuhalten kennt man bereits, aber das selbst der Monolog der Selbstbeweihräucherung, dem Herzstück der gesamten Aufführung, nicht mehr liefert was er so lange versprochen hatte, ist doch etwas beunruhigend. Es ist, als wären die drittklassigen Leyendarsteller einmal zuviel auf die Bühne geschubst worden, der Elan ist zwar noch da, kann aber nicht mehr darüber hinwegtäuschen dass das Stück mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist. Selbst die miserable Mimik und das oft inhaltslose Geseier, lange als avantgardistisch über den Klee gelobt, wirkt nun mehr tragikomisch und bieder.

Da helfen womöglich auch Altmeister wie John McCain (bekannt durch "Realitätsfrei und Kriegsgeil") oder Charakterdarsteller ala Poroschenko ("how i raped my country") nicht mehr, die mit ihren Interpretationen für etwas Dampf unter dem Kessel sorgen wollten. Zu flach und pretentiös waren ihre Darstellungen, das einzige was dem Publikum etwas Begeisterung abringen konnte waren ihre stürmischen Ausführungen zur Inkompetenz.

Aber das ist auch das schöne an diesem Theater, der neoliberale Faschismus wird irgendwann von einem anderen Stil abgelöst werden, solange jedoch die wenigsten hinter die Kulissen schauen und sich von Kritikern vorkauen lassen was ihnen gefällt, wird die Show weitergehen. Gute Nachrichten also für masochistische Theater-Besucher wie mich.

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