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  • Opus Diaboli

mehr als 1000 Beiträge seit 18.01.2010

Re: Eigentlich reicht es, den letzten Satz zu lesen

Hat se nicht alle schrieb am 13.03.2021 12:28:

Die Illusion eines grünen Kapitalismus ist für viele Menschen leichter zu ertragen als die Einsicht in dessen überlebensnotwendige Überwindung.

Damit hat Tomasz Konicz wohl den Nagel auf den Kopf getroffen.

Natürlich geht es nur um die Illusion. Allerdings haben wir uns in den vergangenen Einhundert Jahren in eine Situation manövriert, die kaum etwas anderes mehr zulässt. Unser gesamten Wirtschaftssystem hängt am Individualverkehr. Denn der bedeutet Schnelligkeit, und zwar nichtmal nur im eigentlichen Sinn, sondern auch, mehr oder weniger, metaphorisch. Alles ist in permanentem Fluss, alles bewegt sich, und zwar immer und möglichst auch immer schneller. Menschen, Warenströme, Daten, alles. Jedes Verkehrssystem abseits des Individualverkehrs und des Fliegens (auch das Fliegen ist extrem umweltbelastend) bedeutet erstmal Zeitverlust. Und das ist in einer Welt, die gnadenlos auf Effizienz, Just-In-Time Management und weltweiter Verfügbarkeit von Waren fokussiert ist, beinahe undenkbar. Die Ansätze, um hier umzusteuern, müssten radikal sein. Da selbst weniger drastische Änderung im Lebensumfeld der Menschen abgelehnt werden, muss eben eine Illusion herhalten, damit alles so weiter gehen kann, wie bisher.

Ich bin pessimistisch. Wir werden uns am Ende das eigene Grab schaufeln. Wir können nicht anders. Das einzig Tröstliche daran: ich persönlich werde es nicht mehr erleben.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.03.2021 16:42).

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