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  • gmv1

126 Beiträge seit 31.12.2017

Re: Energieintensive Industrie

Es geht nicht um Umweltfreunde oder Umweltfeinde. Es geht um Industriepolitik. D. h. es geht wie immer um Geld, BIP, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen usw. Und da wird in erster Linie national gedacht. Aber durch die Umstellung von fossil auf erneuerbar hat Deutschland wegen geographischer Einschränkungen gegenüber vielen anderen Ländern nun künftig Nachteile. Wenn Deutschland künftig 1.000 TWh Strom oder noch mehr im Jahr benötigt (wegen Sektorkopplung für Wärme, Mobilität und industrielle Erzeugung) und dieser Strom zum Großteil (einen Teil kann man klar von Norwegen usw. beziehen; die Frage ist nur wieviel) in Deutschland erneuerbar hergestellt werden soll, dann wird das unser relativ dicht besiedeltes Land wesentlich schneller an seine Belastungsgrenzen führen als z. B. die anderen von mir aufgeführten Länder. Klar gibt es noch viel ungenutztes Potenzial (vor allem die vielen Gebäude, die noch keine PV-Anlage haben; das sollte vorangetrieben werden). Aber das wird nicht reichen. Und vor allem hat PV den Nachteil, dass man mit Batterien zwar künftig die Tagesschwankungen besser ausgleichen kann, so dass Mittags nicht so extreme Stromspitzen entstehen wenn der Ausbau weiter fortschreitet, aber für den ganzjährigen Ausgleich, den ein Industrieland wie Deutschland benötigt, fehlen immer noch die Langfristspeicher. Und wenn sie kommen, dann wahrscheinlich mit relativ hohen Umwandlungsverlusten, so dass noch mehr Ausbau nötig sein wird. Daher ist meiner Meinung nach Deutschland künftig nicht unbedingt der geeignetste Kandidat für für neue Industriebereiche mit hohem Energieverbrauch wie z. B. die Batteriezellenfertigung. Da ein Wirtschaftsminister wie Altmaier aber zuerst an die Industrieunternehmen denkt, die Steuern und Arbeitsplätze bringen werden Milliarden von Steuergeldern in diese Bereiche gepumpt. Die Umwelt hat aber nicht wirklich was davon, wenn wir in Deutschland Jahre brauchen um den zusätzlichen Strom wenigstens mit dem gleichen Strommix zu haben wie vor dem zusätzlichen Stromverbrauch. Das würde in Norwegen oder Island komplett anders ausschauen. Da kann man ziemlich kurzfristig die zusätzlichen EE-Kapazitäten ausbauen. Da hätte dann vielleicht auch die Umwelt was davon. Aber natürlich nicht das deutsche BIP usw.
Und daher denkt jeder Politiker national. Ist ja auch logisch. Und verkauft es dann als grüne Investition in die Zukunft. Bloß dumm, dass die Umwelt unterm Strich nichts oder sehr wenig davon hat...

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