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  • DcPS

mehr als 1000 Beiträge seit 19.02.2018

"Gefangene der eigenen Sichtweise" oder "Technologie vor Realität"

Die Individualisierung von Menschen war notwendig, um Ausbeutung einfach hinnehmen zu lassen - bei der Menschenmenge lassen sich einzelne Individuen "freier" manipulieren.
Wer nicht absolut alles gegen die Realität prüft, wird irgendwann den Bezug zu ihr verlieren. Genau das ist eingetreten.
Der Einzelne ist gar nicht mehr in der Lage, aus diesem System auszubrechen, ohne existenzielle Risiken hinnehmen zu müssen. Das erklärt viele Phänomene: Widerspruch einfach lassen, auch wenn es der größte Unsinn ist, der dadurch folgt.
Die primäre Fragfe für mich lautet in jeder Gesellschaftsform: Bringt eine Entwicklung reale Vorteile für die Gesamtheit der Weltbevölkerung, oder nicht. Der Kapitalismus hat Vorteile gebracht, die Produktivität erhöht. Heutzutage wäre es möglich, allen Menschen eine sichere, hungerfreie Existenz zu sichern, lokal angepaßte Wohnmöglichkeiten zu bieten, medizinische Grundversorgung. Dazu Ressourcen wie Wasser, Heizung, Strom in unbedingt notwendiger Form, dazu Kommunikationsmöglichkeiten.
Es ist aber das gleiche System, das genau diese notwendige Umverteilung verhindert. Das es so nicht weitergehen kann, weil Ressourcen nun einmal endlich sind, wird irgendwann von intelligenten Menschen zu verstehen sein (Bildung wird ja forciert).
Nur die ehemals notwendige Gier nach Macht alias Geld, um erfolgreich zu werden, hat sich inzwischen verselbständigt als Gier nach virtuellen Werten (also nicht mehr materiell gedeckt, sondern Erwartungen werden wie Waren gehandelt). Das kann leider nicht mehr funktionieren - Angebot und zahlungskräftige Nachfrage stimmen immer mehr nicht überein.
Scheinbar ohnmächtig stehen die abhängigen Menschen dem gegenüber, flüchten sich in ihre eigene Welt. Das polarisiert, das Beispiel DDR sollte noch allen in Erinnerung sein. Und so kommt es eben, daß Menschen ihre Welt nach draußen tragen. Nich die Masse der anderen macht es dann richtig, sondern die kleine Gruppe von Gedankenverirrten. Etwas Medienaufmerksamkeit, und selbst Politiker und Firmen tappen in diese Falle - bewußt ist sie gar nicht gestellt.
Wir streiten uns ums Gendern, um völlig dumme Formulierungen aus der Zeit der Jugendsünden (als ob es Pubertät nicht gäbe - was Einzelkinder natürlich so nie erlebt haben können), wir lösen uns ab von eigenständigem Denken - googeln alles.
Wertesystem? Fehlanzeige. Antworten der Religion sind da wenig hilfreich.

Und so endet das Ganze dann in einer Technologiegläubigkeit: "Was ich denke, wird schon werden.". Nein, wird es nicht. Zum Glück gibt es noch echte Wissenschaftler, die Skepsis zeigen, ihre Ergebnisse mit gebotener Vorsicht behandeln. Die Zahl derer nimmt leider ab.
Und so kommt das Zustande, was der Autor in seinem Artikel anprangert: Keine Prüfung von Sachverhalten auf Realitätsbezug, Objektivität und Moral und Ethik.
Was einem gerade in den Sinn kommt, wird zum egozentrischen Maßstab, kaum einer lehnt sich dagegen auf.
Kann ich mich dann noch wundern, daß man die Zeit auf die siebziger jahre zurückdrehen möchte, als das zwischenmenschliche Gefüge noch weitgehend in Ordnung war? Wer möchte, das dies wieder passiert, der sollte wieder eine Demokratie herstellen woillen, die direkt ist. Eine Diskussionskultur, die anerkennt, das Fehler normal sind, wenn sie die Begehung von schlimmeren Fehlern verhindern.
Nicht polarisierend auf sinnlosen Streitthemen beharren, sondern auf das wesentliche, den Menschen dienende sich zu konzentrieren, das würde ich mir Wünschen.
Also weg mit der Triebkraft "Kapital" und dem damit verbundenen "Wachstumszwang".
Es gibt auf dem Grundgesetz basierende Möglichkeiten, die Gesellschaft entsprechend umzugestalten. Mit den Parteien heutiger Prägung geht das aber nicht -das kann nur die Gesamtbevölkerung in direkter Demokratie leisten. Sich den Platz erkämpfen, der ihnen weggenommen wurde (formell haben wir ja eine "repräsentative Demokratie" - leicht zu manipulieren).

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