Ansicht umschalten
Avatar von OskarMaria

mehr als 1000 Beiträge seit 22.09.2000

Wenn Täter sich als Opfer gerieren

Machen wir uns nichts vor - Moskaus Gezeter von roten Linien, die der Westen gefällig nicht überschreiten dürfe, sind nichts als leere Worte. Dem Land fehlen die ökonomischen Ressourcen um einen ernsthaften Konflikt mit dem Westen durchzustehen. Deshalb agiert der Kreml auch meist klandestin, heimlich wie ein gedungener Mörder in der Nacht. Um dann am Tag in der Öffentlichkeit sein kriminelles Wirken heftigst zu leugnen und so zu tun, als ob finstere Mächte - natürlich aus dem Westen - hinter seinen Taten stecken würden.

Erinnern wir uns an den Moldawienkonflikt Ende der 80iger Jahre. Die pro rumänische Mehrheitsgesellschaft in Moldau liebäugelte mit dem Anschluss an Rumänien. Da inszenierte Moskau den Aufstand der russisch-stämmigen Minderheit, der zur Gründung jene Pariarepublik Transnistrien führte und damit den Anschluss an des Landes an Rumänien verhinderte.

Dieser Konflikt war dann die Blaupause für den verdeckten Krieg gegen Georgien, hier versteckte sich Russlands Armee hinter den Abchasen und Osseten. Und weiter ging es mit dieser Masche dann auf der Krim und der Ostukraine - ein verdeckter Krieg Russlands gegen sein Brudervolk der Ukrainer. All das viele Leid, um die Ausrichtung von Georgien und der Ukraine gen Westen zu sabotieren.

Dazu passt dann auch jene klandestinen Vergeltungsaktionen, die Russland im Westen so organisiert. Da vergiftet man einen übergelaufenen Agenten in England, da tötet man einen Tschetschenen in Berlin und verhaftet einen Regierungskritiker, der nur knapp einem staatlich angeordneten Giftanschlag entkommen war.

Wenn heute Telepolis-Autor Gerd Röttig versucht Russland als Opfer westlicher und konkret deutscher Politik darzustellen, so stellt er die Sachverhalte auf den Kopf. Russland hat keineswegs den "kalten Krieg" unblutig beendet, sondern die Sowjetunion ist aus diesem "Krieg" der Systeme einfach ausgestiegen. Sie war ökonomisch am Ende, pleite und ein gescheitertes Systemexperiment. Und hat versucht aus dem Rückzug von ihren "besetzten" Gebieten noch möglichst viel Kapital herauszuschlagen - im Abkommen etwa 3 Milliarden DM, die Deutschland bezahlt hat.

Wenn sich jetzt Putin als starker Mann aufspielt, der anderen Staaten vorschreiben will, wie sich diese politisch ausrichten wollen, so hat das eher innenpolitisch eine Bedeutung. Er hofft, dass er mit jenem Gebrüll sein Volk hinter sich scharen könne, das genervt ist von wirtschaftlicher Stagnation, sozialer Kälte und politischer Unfreiheit.

Lassen wir ihn brüllen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten