Deutschland hat sich durch seine Unterschrift unter den Nichtverbreitungsvertrag verpflichtet, keine Verfügungsgewalt über Atomwaffen anzustreben oder anzunehmen. Schon deshalb sind dem Zugriff und der Mitsprache in Bezug auf die amerikanischen Atombomben, zumindest in Friedenszeiten, enge Grenzen gesetzt.
Die Ankündigung, im Kriegsfall Atomwaffen von den USA zu übernehmen und mit eigenen Flugzeugen ins Ziel zu bringen ist eigentlich ein angekündigter Verstoß gegen den NVV. Man muss bedenken, dass die nukleare Teilhabe älter ist als der NVV - es gibt hier anscheinend so eine Art allgemein akzeptierten Bestandsschutz. Im Ergebnis schwächt das aber den NVV.
Man kann berechtigte Zweifel haben, ob das Konzept der nuklearen Teilhabe angesichts der sehr konkreten und immer wieder verschärften russischen Drohungen mit dem Ersteinsatz taktischen Nuklearwaffen noch zeitgemäß ist. Dieses Konzept war als Abschreckung für einen konventionellen Angriffs des WP auf die NATO ersonnen worden, als letzte Möglichkeit, falls eine Verteidigung anders nicht mehr möglich sein sollte. Es zielte auf einen Ersteinsatz zum Ausgleich konventioneller Unterlegenheit. Vor allem sollte es Deutschland davon abhalten, selbst Atommacht zu werden - wozu es nach dem (später abgebrochenen) Einstieg in die Wiederaufbereitung technisch in der Lage gewesen wäre.
Der Fokus müsste heute statt auf der Erstschlag- auf der Zweitschlagfähigkeit liegen. Derzeit erhöhen die in Deutschland gelagerten Bomben nur das Risiko, Opfer eines möglicherweise nuklearen russischen Angriffs zu werden, der diese Bedrohung ausschaltet, ohne dass es darauf eine (deutsche) Antwort gäbe. Dafür wären Atom-U-Boote, wie sie Frankreich und Großbritannien haben, weit besser geeignet.
Deutschland sollte die nukleare Teilhabe aufgeben und entweder wirklich atomwaffenfrei werden (und sich darauf verlassen, dass Russland Nicht-Atomstaaten nicht nuklear angreifen wird) oder eine zeitgemäße und glaubwürdige Abschreckung aufbauen, die keine Ziele auf dem eigenen Territorium anbietet.
Die Amerikaner würden sich einem Abzug der Bomben vermutlich kaum widersetzen. Für die Verteidigung der USA sind sie irrelevant und es ist seit der Fokus amerikanischer Verteidigung sich auf die Terrorabwehr verlagert hat eigentlich die Politik der Amerikaner, keine Nuklearwaffen mehr außerhalb ihrer Landesgrenzen zu lagern, wo sie in "falsche Hände" kommen könnten. So haben sie z.B. alle Atomwaffen von Überwasserkampfschiffen abgezogen. Selbst für den Fall dass Russland in der Ukraine taktische Nuklearwaffen einsetzen sollte, haben sie lediglich einen Gegenschlag mit konventionellen Präzisionswaffen angekündigt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.04.2023 10:57).