mind.dispersal schrieb am 23.07.2016 20:28:
Ich denke, da wird die Öffentlichkeit sich noch lang und breit daran abarbeiten, wie sie es typischerweise immer tut, wenn sich ein irgendwie als rechts wahrnehmbarer Nebenschauplatz bietet. Das wird alles dann ziemlich schnell als deutsches Giftfass identifiziert, dass in seiner allumfassenden Toxizität scheinbar unschuldige Waldelfen aller Coleur zu unvorstellbaren Taten treibt.
Das ist genauso undifferenziert. Es ist allenthalben der sprichwörtliche Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt, aber keineswegs die Ursache.
Diese Unfähigkeit, auch jene spiegeltrinkenden, tätowierten Krakeler in Feinrippunterhemden, die ihrem Hass alkoholenthemmt freien Lauf lassen, als Opfer viel grausamerer Prozesse zu begreifen, die diese Gesellschaft zerrütten, machen mich derart zivilisationsmüde, dass ich es kaum beschreiben kann.
Ein Mangel an Empathie, wahlweise weggezüchtet, in etlichen zerbrochenen Lieben verendet, im Alkohlrausch ertränkt oder schlichtweg nicht vorhanden, ist allen Problemen inhärent. Ich kenne viele Leute, und dies scheint unser Zeitgeist zu sein, die mit Vorliebe von sich erzählen, aber kaum hören wollen, was der Gegenüber sagt.
Ganz egal, wie viele Bierflaschen er in seinem Leben noch, "scheiß Kanaken" brüllend, vom Balkon schmeißen wird. Er wird niemals auch nur annähernd jenes Monster sein, welches gestern überwiegend blutjungen Menschen das Leben genommen hat.
Da muss man einfach mal die Prioritäten zurecht rücken.
Ich lege meine Hand dafür nicht ins Feuer. Was der Eine durch Worte ausdrückt, das manifestiert sich beim Anderen durch Taten.
Die Gesellschaft verroht. Das ist Fakt. Ich entschuldige weder den pöbelnden und beleidigenden Zaunnachbarn noch den mordenden Mitbürger. Ich stelle allerdings auch nicht das eine Übel dem anderen gegenüber. Das hat noch nie funktioniert und verklärt die Sicht auf die Realität.