Mir geht's gar nicht darum, irgend etwas schönzureden. Das Gegenteil ist der Fall, sonst hätte ich nicht die These gehabt (OK, was-wäre-wenn-Spiele sind immer müßig, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist), daß der Fall vielleicht sogar hätte glimpflich ausgehen können -- was natürlich nicht bedeutet, daß der Amokläufer nicht einen zweiten Anlauf gestartet hätte.
Ja, kann sein, daß der Baggerfahrer aufm Bau ne andere Sprache gewohnt ist. Die kann er auf dem Bau auch gerne sprechen, aber auf der Straße ist das wiederum etwas anderes. Wenn ich jemanden auf der Straße beschimpfe, dann muß ich damit rechnen, daß ich mir eine fange.
Letztendlich wollte ich nur darauf hinaus, daß dieser Gesellschaft ein wenig der Respekt zueinander abhanden gekommen zu sein scheint. Auch ausländerfeindliche Parolen nehmen zu -- ironischerweise sogar auch von Migranten selbst.
Ach, und ich will natürlich keine Opfer relativieren. Wenn das so rüber kam, nur weil ich mich auf den pöbelnden Mann konzentriere, dann ist das nicht meine Absicht. Natürlich tut es mir um die Leute leid, das will ich auch auf keinen Fall relativieren. Ich wollte jedenfalls keinen Freund auf diese Weise verlieren. Aber weil ich nicht unmittelbar an dem Geschehen beteiligt war, fällt es mir leicht, eine emotionale Distanz zu wahren. Das kann gut sein, das kann aber auch schlecht sein -- das kommt immer darauf an, wie man damit umgeht. Ich finde jedoch, daß beide Sichtweisen wichtig sind.