Gergiev war als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker ein internationaler Repräsentant der Stadt München und kein Geiger aus der dritten Reihe. Wie auch immer sich der Vertrag gestaltet hat, ergeben sich hieraus besondere Dienst- und Treuepflichten.
Er ist auch kein armer Musikus, dem man die Existenzgrundlage raubt. Gergiev gilt als reichster Musiker Russlands und (bisher) als einer der einflussreichsten Personen in der klassischen Musik, seine überaus einflussreiche Stellung in Russland hat er nicht zuletzt seiner korrupten Nähe zu Putin zu verdanken.
Gergiev ist auch nicht der weltentrückte Künstler, als der er sich nun darzustellen versucht und dessen Narrativ der liebe Herr Pany ohne jede Kritik übernimmt. Er hat aktiv im Kaukasuskrieg für Putin agitiert, im syrischen Palmyra und die Annektion der Krim mit Wort und Schrift unterstützt. Seine reaktionären Ausfälle gegen gesellschaftliche Minderheiten sind legendär. Auch sonst ist er immer wieder mit klaren politischen Statements aufgetreten, die so gar nicht zur Kulturstadt München passen wollen und schon seine Berufung war deswegen höchst umstritten und wäre fast im letzten Moment noch geplatzt.
Er ist einer jener mephistophelischen Akteure in der Geschichte der Kunst, die gezielt die Nähe zu einem Regime gesucht haben, um ihre persönlichen Ziele zu verfolgen und dann wie "Hendrik Höfgen" mit gespieltem Entsetzen rufen "Ich bin doch nur ein Künstler".
Bemerkenswert ist nicht seine jetzige Entlassung,
Bemerkenswert ist, dass sein Engagement 2018 überhaupt verlängert wurde.
Gergiev selbst hat sich für seine Stellung am Marinski-Theater in St. Petersburg und gegen seine Engagements in den westeuropäischen Staaten entschieden. Das ist seine Entscheidung und er hatte durchaus eine Wahl.
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