Ansicht umschalten
Avatar von Porcupine17
  • Porcupine17

mehr als 1000 Beiträge seit 14.07.2012

Re: Ich möchte diese Frage nochmal in den Raum werfen

PanzergrenadierBBC schrieb am 17.02.2018 13:03:

Nach normalen Maßstäben müsste vdL auch fliegen. Sie hat in vier Jahren die Bundeswehr runter gewirtschaftet. Es wurde viel Geld für externe wie McKinsey und Co ausgegeben aber die Lage ist so schlimme wie lange nicht mehr. Keine Ersatzteile auf Lager (für eine Armee eine Notwendigkeit), anscheinend zu wenig Instandhaltungspersonal, kaum Vertrauen der Soldaten in die Ministerin, Mündiger Bürger in Uniform nicht mehr erlaubt und die Truppenstärke die man wollte ist auch nie erreicht wurden.
Also nach normalen Maßstäben dürfte sie den Posten nicht behalten, aber sie ist halt zu gut vernetzt in der Politik und der Medienwelt (anders kann ich mir die fast nur positiven Berichte über vdL nicht erklären).

Leider sind aber viele der Mängel von der Art wo Auswechseln der Spitze wenig bringen würde. Das z.B. zu wenig Personal vorhanden ist liegt zu einem guten Teil an der Aussetzung der Wehrpflicht 2011. Vorher rekrutierte sich ein erheblicher Teil der Berufs- und Zeitsoldaten aus den Teilnehmern dieses "Zwangspraktikums". Heute fehlt das und damit hat man weit weniger Soldaten. Die Bundeswehr muss ganz normal auf dem Arbeitsmarkt rekrutieren und da ist sie nun mal nicht der attraktivste Arbeitgeber, denn wer will schon gerne seine Knochen riskieren? Man mag über UvL Kitaoffensive lachen oder den Kopf schütteln, aber irgendetwas muss die BW machen um attraktiver zu werden. Mehr Geld wird nötig sein, aber das alleine kann das Problem nicht lösen.

Ganz nebenbei: in meiner Firma wird seit 2 Jahren nicht die Zahl von Java-Entwicklern erreicht die wir haben wollen. Mit den Neueinstellungen halten wir gerade mal die Abgänge. Aber niemand kommt auf die Idee deshalb den Leiter IT, die Personaler oder gar die GL austauschen zu wollen. Warum gehen die Leute? Technologiestack, mal was neues machen, neuer Arbeitgeber liegt nach Umzug / Familiengründung näher an der eigenen Wohnung. Geld spielt ab einem gewissen Punkt keine Rolle mehr.

Was den Ersatzteilmangel angeht so ist das auch zu einem Gutteil dem Oldtimerstatus der Ausrüstung geschuldet. Der Marder sollte längst durch den Puma ersetzt sein, die Transall durch den A-400M, der Tornado durch den Eurofighter - welch Wunder das es schwierig ist an Ersatzteile ranzukommen nachdem die Hersteller die Ersatzteilproduktion abgebaut haben (meistens erst nachdem die BW bei einer Last-call Order sich noch mal ordentlich eingedeckt hatte). Der Transporthubschrauber CH-53G wird seit 1978 (seit 40 Jahren!) nicht mehr gebaut, soll aber bis 2030 im Dienst bleiben.

Das wirkliche Problem liegt hier an der Neubeschaffung und da ist auf der Hardhöhe schon immer ein Skandal nach dem anderen gekommen.Weiß nicht wie UvL sich an der Front macht, da merkt man es immer erst nach Jahren wenn es schief läuft (A-400M, Eurofighter etc. sind Projekte aus den 2000ern oder älter). Im "Normalfall" der üblichen Wirtschaft hätte man diese Verträge wegen Nichterfüllung schon längst storniert und würde woanders kaufen, aber so funktioniert es in der Rüstungsindustrie nicht. Ähnliche Probleme hat man sonst nur in der Luftfahrt: wenn Airbus mitteilt das der A380 zwei Jahre später kommt als geplant kann man stornieren und bei Boeing eine 747 kaufen. Aber deren Lieferungsfrist bei Neubestellung wird dann noch länger sein.

Ansonsten gleicht das Verteidigungsministerium dem HSV: man kann den Trainer wechseln wie man will, das alleine ändert nichts an der Misere. Und wie der HSV auch festgestellt hat: mit Geld alleine kommt man auch nicht weiter.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten