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  • JaneBarefeet

237 Beiträge seit 03.01.2022

Re: Einer der schönsten Männer seiner Zeit

Ich zähle zu den Zeitgenossen, für die der Weltmeisterschaftskampf 1964 gegen Sonny Liston das erste Fernseherlebnis ihres Lebens wurde. Neun Jahre zählte ich damals, zu jung, irgend eine Idee davon zu bekommen, was da los war, warum das Deutsche Fernsehen den Kampf zeigte, warum Leute vor der Kiste hockten, von denen ich das nicht erwartet hätte und warum meine Mutter meine Teilnahme erlaubte, Dorfschullehrerin von aufgeklärt evangelischem, kunst- und feinsinnigem Gemüt.

Zwei Jahre später ahnte ich etwas. Spätestens nach den spektakulären Siegen über Liston wurde Cassius Clay von einem Teil der aufstrebenden weltanschaulich-politischen Eliten in Europa pronto zur Ikone genommen, und das Mindeste, was man als ein Kind dieses Alters darüber zu wissen bekommen konnte, war, daß es für jeden anständigen Deutschen gute und schlechte Amerikaner gab. Cassius Clay zählte zu den Guten, und das hat mir im Nachhinein das Verhalten meiner Mutter erklärt - zumindest einen Teil davon - in Erinnerung an ihre seinerzeit unerklärlichen Tränen, die sie vor dem Radio vergoß, als sie hörte, daß JFK abgeknallt worden war.
Erst später bekam ich zu wissen und zu verstehen, daß Cassius Clay damals das Gleiche getan hatte, was Winfried Wolf hier, bald 60 Jahre später tut, einen Nigger zum Neger machen - auf Kosten eines der Erfinder des Verfahrens, der es mit unerreicht durchschlagendem Erfolg angewandt hat.
Fortsetzung folgt

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