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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Die Covid-19-Krise ...

... ist keine.

Heute gelesen beim Mailprovider meiner Wahl: "Jeder 1000. Deutsche an oder mit Corona verstorben!"

Jetzt kann ich mit Zahlen umgehen, möchte ich meinen. Bei 83 Millionen Bundesbürgern bedeutet dies, dass 83.000 Menschen seit Beginn der Pandemie an oder mit Covid-19 verstorben sind. Wichtig hier ist "an" und "mit". Jemand kann AN Covid-19 versterben, wenn der Erreger im Blut nachgewiesen wurde und ursächlich für den Tod des Betroffenen ist, z.B. durch eine Lungenentzündung infolge der Infektion. Es kann aber auch jemand MIT Covid-19 versterben, das heißt, es gibt den Erreger im Blut, aber die Todesursache ist eine andere und steht möglicherweise auch überhaupt nicht mit dem Virus in Verbindung (z.B. ein Herzinfarkt).

Wieviele Menschen jetzt tatsächlich ursächlich an Covid-19 verstorben ist, wird nicht aufgeschlüsselt. Obduktionen sind ja leider verboten, auch wenn die Betroffenen in Krankenhäusern oder Seniorenheimen verstarben und dort Obduktionen sonst Pflicht sind, um Fremdeinwirkung auszuschließen. Diese politische Entscheidung ist kriminalistisch gesehen ein Problem, aber das ist ein anderes Themenfeld.

Also. 83.000 Menschen an oder mit Covid-19 verstorben. Das entspricht einem Promille der Bundesbevölkerung. Zum Vergleich: es gibt eine statistisch erfasste Grundsterblichkeit von rund einem Prozent im Jahr, also 830.000 Menschen versterben an völlig unterschiedlichen, natürlichen wie unnatürlichen Ursachen. Covid-19 ist da mit drin. Wenn ich eine Überschrift "reißerisch" gestalten will, würde ich eher schreiben "jeder zehnte verstorbene Bundesbürger starb an oder mit Covid-19". Das klingt viel monströser als die oben zitierte Überschrift, bedeutet aber exakt das gleiche.

Jetzt läuft die Krise bereits seit einem Jahr. Sterbezahlen wie Infektionszahlen sind bekannt, die werden ja offiziell verbreitet. Von einer Pandemie ist nichts zu spüren, auch nicht von der "epidemischen Lage nationaler Tragweite". Die einzigen Ursachen für die Überlastung von Intensivstationen bzw. dem Gesundheitssystem sind die Neoliberalisierung der Krankenhäuser und ein fatales Anreizsystem: Bonuszahlungen für Höchstbelegung der Betten, also werden mangels Patienten kurzerhand Betten abgebaut. Krankenhäuser müssen auf Wirtschaftlichkeit getrimmt werden, dem muss die "Sicherung der Gesundheitsversorgung" sich unterordnen. Und wo gespart werden muss für den Profit, da wird beim Personal der Rotstift angesetzt und die Restbelegschaft muss Doppelschichten buckeln.

Also: keine Covid-19-Krise, sondern eben eine Krise des Gesundheitssystems. Das wird natürlich nicht in den Medien publiziert. Seit Jahrzehnten (!) droht die Pflegelücke: es wird zu wenig Personal ausgebildet, es entscheiden sich zu wenige für die Karriere im Pflegebereich, es gibt zu viele, die abspringen usw. usf ...

Die zweite Krise, die nichts mit Covid-19 zu tun hat sondern deren Ursache in der Covid-19-Politik der Bundesregierung zu suchen hat, wird dieses Jahr mit voller Wucht durchschlagen: die Erosion des Mittelstandes wird hunderttausende Insolvenzen erwirken und Millionen Menschen "dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen", wie das auf Beamtendeutsch heißt. Dienstleistungen am Menschen wie Friseure, Gastronomen, Touristik usw. sind faktisch verboten und darben dahin. Die verhungern am ausgestreckten Arm, weil zugesagte Hilfsmittel nicht kommen oder demnächst Rückzahlungen fällig werden. Falls noch irgendwelche Restvermögen vorhanden sind, gehen die drauf für weiterhin laufende Fixkosten - am Ende bleibt nichts übrig, um den Geschäftsbetrieb wieder aufzunehmen, wenn die Bundesregierung "Lockerungen" verspricht.

Und die dritte Krise, die ebenfalls absolut nichts mit Covid-19 zu tun hat, aber die wir ebenfalls unserer Bundesregierung zu verdanken haben, ist die Zerstörung des Vertrauens in Grundgesetz und Politik sowie die Spaltung der Gesellschaft. Es ist eine Katastrophe, wie sie seit fast 88 Jahren nicht mehr in Deutschland stattgefunden hat. Eine Schande für ein Volk, was mantraartig "Nie wieder" wiederholt und doch völlig unfähig ist, die Parallelen zu erkennen ujnd dagegen anzukämpfen.

Da sind wir. Am Ende unserer zivilen Gesellschaft. Wir sehen der Demokratie beim Sterben zu und tun nichts dagegen. Wir verlieren jeden Tag mehr und mehr unsere Gesellschaftsform, unsere Freiheiten, unsere Grundrechte und tun nichts dagegen. Die größte Krise ist also die Unfähigkeit, den sich manifestierenden Faschismus im Fahrwasser der "Corona-Krise" aufzuhalten.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.05.2021 19:51).

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