Der letzte Absatz verrät das zentrale ideologische Problem des gesamten Artikels:
Sofern polarisierende Positionen nicht den grundlegenden Ideen und Kommunikationsformen einer liberalen Demokratie verpflichtet sind, sind sie allerdings "hochproblematisch und eindeutig schädlich für die Demokratie",
Damit wird der ideologische Horizont entscheidend eingeschränkt, denn selbstverständlich ist mit 'Demokratie' bzw. 'liberaler Demokratie' deren bürgerliche Form gemeint. Wenn man dies berücksichtigt, ist der Satz tendenziell tautologisch. Wer nicht auf der bürgerlichen Grundlage stehe, stehe woanders - "hochproblematisch" - und schade dieser. Die Katze beisst sich in den Schwanz.
Damit ist auch immer schon klar, was in den Studien negativ, was positiv gewertet wird. Dazu kommt ein weiteres Problem, das der Autor gegen Ende kurz streift. All diese Studien sind rein quantitativ und leiden vermutlich an den bei Studien zu sozialen Befindlichkeiten üblichen Schwächen. Da ist zuerst ein Bias in den Fragestellungen und Antwortmöglichkeiten, der aus der ideologischen Position und Intention der Macher resultiert. Und dann ist da das Thema Wahrhaftigkeit der Antwortenden. Dies ist grundsätzlich ein Problem - Menschen sagen manchmal auch aus belanglosen Gründen nicht die Wahrheit -, speziell aber, wenn es um gesellschaftlich nicht neutrale Einstellungen geht. Bei rein quantitativen Studien können diese Fehlerquellen allenfalls durch geschickte Fragestellung ein wenig reduziert werden, was jedoch einen Bewusstseinsgrad bei den Machern erfordert, der selten erreicht wird. Qualitative Elemente, etwa 'strukturierte Gespräche' sind da erfolgreicher, aber naturgemäss wesentlich zeitaufwendiger.
Man sollte die Resultate solcher Studien also mit einem gewissen Skeptizismus, jedenfalls kritisch zur Kenntnis nehmen, keinesfalls zum Nennwert.