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  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Studien und "Zivilgesellschaft" im Kampf um die Diskurshoheit?

Nach kurzer Suche der Verfasser der Studie "More in Common", gelang es mir, deren Finanziers in Erfahrung zu bekommen (1) (kursiv von mir):

"Wir erhalten finanzielle Unterstützung aus all den Ländern, in denen wir tätig sind. Zu unseren Förderern gehören unter anderem Luminate (UK), die Social Change Initiative (UK), die Robert Bosch Stiftung (Deutschland), die European Climate Foundation (Frankreich), die Open Society Foundations (USA/Europa) und die Ford Foundation (USA)."

Während das "Vielfaltsbarometer" von der, nun ja, Robert Bosch Stiftung (2)
stammt.

"Wer glaubt an Corona-Verschwörungsmythen?" (3) hieß die auch in telepolis besprochene Studie von "dpart — Forschung für politische Partizipation gUG", nach Eigenaussage "Thinktank for political participation". Gefördert wurde die Studie von der, nun ja, Robert-Bosch-Stiftung. Einen aktuellen Event dazu im Live-Stream gab es am 28.4. - veranstaltet von der Open Society Foundations.(4)

Der Autor schreibt: "Die Studie der Bertelsmann-Stiftung "Vom Unbehagen an der Vielfalt" kam zum Teil zu anderen Ergebnissen." (5)
Nämlich als die Studie "Willkommenskultur" in einer speziellen Studie der Universität Bielefeld und der Mercator Stiftung" (6)

Zum Glück waren sich alle wiederum einig beim "Sachverständigenrat - Das unabhängige Expertengremium zu Integration und Migration" (7) laut Eigenaussage "die wissenschaftlich fundierte und handlungsorientierte Politikberatung im Themenfeld Integration und Migration sowie die kritische Politikbegleitung", inzwischen finanziert vom Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat, denn er wurde ursprünglich getragen von:

Stiftung Mercator (2008–2020)
Volkswagen Stiftung (2008–2020)
Bertelsmann Stiftung (2008–2020)
Freudenberg Stiftung (2008–2020)
Gemeinnützige Hertie-Stiftung (2008–2014)
Körber-Stiftung (2008–2014)
Robert Bosch Stiftung (2014–2020)
Stifterverband (2013–2020)
Vodafone Stiftung Deutschland (2008–2020)
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (2008–2012)

Ich will nicht unterstellen, dass hier lediglich Auftragsstudien geschrieben werden, aber auffällig ist doch, dass "unabhängige Thinktanks" die gleichen Studien mit den gleichen Zielen verfassen, die zwar nicht mehr unter dem Label der Finanziers laufen, aber bestimmt nicht gegen deren Interesse.
Hier wird über Suggestion von vielfältigen Quellen den Medien eine Illusion von "Vielfalt" (Wieselwort) präsentiert, die dann nicht mehr existiert, wenn man sich die Finanzquellen anschaut.

Auch die Gründung von vorgeblichen "NGOs", die bei genauer Betrachtung ohne Finanzierung von solcher Stiftungen und (dann) Ministerien gar nicht existieren würden und trotz alledem ihre "Unabhängigkeit" beschwören mutet an, als würden Stimmen einer "Zivilgesellschaft" bloß simuliert. Neudeutsch nennt man das "astroturfing" - eine bloß künstliche Graswurzelbewegung (zwei weitere Beispiel im PS).

Laut Studie (5, S. 8) sind meine Einwände sehr wahrscheinlich unter: "Vorbehalte gegen die etablierten politischen Akteure (Antiestablishment und Skepsis gegenüber Institutionen)." zu verbuchen.
Zum Glück kann man mich sodann als "Populisten" einordnen.
Denn "im wissenschaftlichen Diskurs besteht trotz unterschiedlicher Positionen Konsens darüber, dass Populismus durch drei Dimensionen näher bestimmt ist" und diese ist eine davon.
Wie praktisch, oder?

Ganz ernsthaft, diejenigen Journalisten, die einen Vertrauensverlust in die Medien feststellen und sich Angesichts solcher Fakten nicht selber zusammenreimen können, woher der stammt, haben in ihrem Beruf eigentlich nichts zu suchen.

1. https://www.moreincommon.de/uber-uns/unterstutzer-und-finanzierung/
2. https://www.bosch-stiftung.de/de/presse/2019/04/vielfaltsbarometer-2019-gesellschaftliche-vielfalt-deutschland-ueberwiegend-positiv
3. https://dpart.org/de/publications/wer-glaubt-an-corona-verschwoerungsmythen/
4. https://www.opensocietyfoundations.org/events/wer-glaubt-an-verschwo-rungsmythen/de
5. https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/LW_Studie_2017_Unbehagen_an_der_Vielfalt.pdf
6. https://www.stiftung-mercator.de/content/uploads/2020/12/ZugleichIII_Stiftung_Mercator_Langfassung.pdf
7. https://www.svr-migration.de/ueber-uns/entstehungsgeschichte/

PS:
Deutscher Frauenrat - laut Eigenaussage "die politische Interessenvertretung von rund 60 bundesweit aktiven Frauenorganisationen und damit die größte Frauenlobby Deutschlands." Einnahmen 2016/17 nach: https://www.frauenrat.de/transparenz/
2016: 697.400 Euro davon 677.100 Euro vom Bundesfamilienministerium
2017: 836.300 Euro davon 816.300 Euro vom Bundesfamilienministerium
Wenn 97,6% der Einnahmen vom einem Ministerium stammen, um wessen Interessenvertretung handelt es sich eigentlich?
Laut Bundesrechnungshof waren für 2020 1,2 Millionen Euro vorgesehen - keine schlechte Steigerung.

Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrantionsforschung (DeZIM) laut Eigenaussage: "Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) wurde 2017 gegründet. Es forscht zu Integration und Migration sowie zu Konsens und Konflikt, zu gesellschaftlicher Teilhabe und zu Rassismus."
Der Bundesrechnungshof: "Das Institut des DeZIM soll schrittweise als ressortforschungsähnliche Einrichtung des BMFSFJ aufgebaut werden. Das DeZIM
wird seit dem Jahr 2019 institutionell gefördert (Vorjahr: 2,9 Mio. Euro). Für das Jahr 2020 ist ein Förderbetrag von 3,4 Mio. Euro vorgesehen."

Darf man fragen, warum sich das Bundesfamilienministerium eine eigene "ressortforschungsähnliche Einrichtung" hält, die nichts mit Familien zu tun hat?

Übrigens zum BMFSFJ: "Dem Anstieg der Personalausgaben im Einzelplan 17 entspricht ein deutlicher Stellenaufwuchs. Die Zahl an Planstellen und Stellen im Geschäftsbereich des BMFSFJ erhöhen sich im 10-Jahreszeitraum 2011 bis 2020 von 1 326 auf 2 010. Dies entspricht einer Steigerung um 52 %. Der Bundesrechnungshof beabsichtigt, das Verfahren der Personalbedarfsermittlung beim BMFSFJ zu prüfen."
Kann es sein, dass da ein paar Sozialdemokratinnen (f/f/d) Unterschlupf fanden, die das sinkende Schiff verließen? ;-)

Bundesrechnungshof nach: "Bericht an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages nach § 88 Abs. 2 BHO Information über die Entwicklung des Einzelplans 17 (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) für die Beratungen zum Bundeshaushalt 2020" S. 21

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