Die Story von den Human wave attacks ist im Grunde eine Legende oder eine Binsenweisheit, je nachdem, wie man den Begriff auslegt. Wenn man ihn sehr weit auslegt, sind auch Iwo Jima oder D-Day "Human wave attacks" gewesen. Militärisch ist es nun mal so, dass man eine befestigte Stellung irgendwann erstürmen muss, und das man dazu eine entsprechende Menge an Infanterie benötigt. Der Einsatz einer entsprechenden Menge an Menschen und Material erhöht die Wahrscheinlichkeit des Sieges. Die Verluste wären höher, wenn man erst zigmal mit zu schwachen Kräften gegen den Feind anrennt.
Es gibt natürlich spektakuläre Bilder von einer größeren Anzahl getöteter Soldaten beider Seiten, hierbei sollte man aber nie die Möglichkeit von nicht entdeckten feindlichen Stellungen, unaufgeklärten Minenfeldern oder Hinterhalten ausschließen. Bilder einer größeren Menge an Gefallenen sind aber noch lange kein Indiz dafür, dass die wissentlich in ein Minenfeld/MG-Feuer geschickt wurden.
Dass man derartige Stories dem westlichen Publikum überhaupt glaubhaft vermitteln kann, mag daran liegen, dass im Westen kaum jemand Ahnung vom Krieg hat, erst recht nicht von einem großen Landkrieg wie dem russisch-ukrainischen Krieg. Vom 2. Weltkrieg her haben wir irgendwelche idealisierten Vorstellungen über "Blitzkrieg", dessen Gelingen aber letztlich eine Ausnahme war. Hier kommt natürlich auch noch die revisionistisch geprägte Darstellung des 2. Weltkriegs in Westdeutschland hinzu, die ja nach Erklärungen gesucht hat, wie man gegen diese "asiatischen Horden" verlieren konnte. Der Feind hat halt unfair gekämpft, und hätte er nicht die ganze Hilfe von unseren neuen Freunden aus den USA bekommen, hätten wir die Sowjets sowieso kleingekriegt. Das ist im Grunde die Fortführung der Sportpalastrede und wird so ja auch im Forum weiter wiederholt.
Ansonsten gab es eben seit 1953 keine symmetrischen Kriege mehr mit westlicher Beteiligung. Dementsprechend fehlt hier die Vorstellung, was Krieg wirklich auf allen Ebenen bedeutet.