Eine seltsame Verdrehung. Es ist doch Russland, dass seine ganze Kriegstaktik darauf aufbaut, dass Widerstand zwecklos ist, weil Russland auf jeden Fall bis zum Sieg kämpfen werde, gleichgültig wie hoch die Verluste sind. Die ganze Philosophie des Artikels von Lange spiegelt das ja auch wieder. Es geht nicht um geschickte Kampfführung oder Geländegewinne, allein die schieren Masse der eigenen Ressourcen an Menschen und Material soll den Gegner auf die Knie zwingen. Das ist allerdings nicht sonderlich neu oder originell: es war von Anfang an klar, dass der Abwehrkampf der Ukraine , trotz aller westlicher Hilfe, ein Kampf David gegen Goliath sein würde. Gemessen an den Erwartungen einen Sieg in Tagen oder höchstens ein paar Wochen zu erreichen, ist die MSO trotzdem ein gigantischer Fehlschlag. Keines der Ziele wurde in jetzt über zwei Jahren erreicht.
Die Rechnung "5-mal so viel Munition ergibt fünfmal so hohe Verluste beim Gegner" ist doch eine Milchmädchenrechnung. Es muss nicht so viel Munition wie möglich vorhanden sein, sondern genau so viel, dass man jedes aufgeklärte Ziel auch bekämpfen kann, die Munition also kein begrenzender Faktor ist. Außerdem spielt die Treffgenauigkeit (zusammengesetzt aus Qualität der Munition, der Geschütze, der Aufklärung und der Artilleristen) eine Rolle: wer besser trifft, der braucht weniger Munition für die gleiche Wirkung. Wer zu lange für einen Treffer braucht und dann durch Gegenfeuer das Geschütz verliert, dem nützen viel Munition auch nichts. Das erinnert alles ein bisschen an die Zahlenfixiertheit aus den Zeiten der Planwirtschaft, wo nur die Menge und nicht das Ergebnis zählt.
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