Kriege anfangen ist relativ leicht.
Kriege beenden nicht.
Meinst du nicht, die Ukraine hätte sofort ihre Armee nach Moskau geschickt, wenn nach 2 Wochen die russischen Truppen "aus Wunsch nach Frieden" wieder aus der Ostukraine abgerückt wären? Wieso sollte der Angegriffene nicht einen Gegenangriff starten?
So einfach ist das nicht. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass im Kreml der starke Mann den lästigen Krieg beenden würde, weil schon seit über einem Jahr die relevanten Ziele erreicht worden sind (Einnahme der Ostgebiete der Ukraine). Seit dem sitzen die russischen Truppen mehr oder weniger in den gleichen Stellungen und halten das, was sie haben. Aber es geht halt nicht. Kiew will die Niederlage nicht anerkennen und lässt, ermutigt durch die Unterstützung durch die NATO, weiterkämpfen. Und letztendlich können die Ukrainer auch nicht anders: die Ostukraine ist besetzt und kann nur durch einen erfolgreichen Gegenschlag zurückgeholt werden. Friedensverhandlungen wären zwar angesichts der Lage sinnvoller, aber dann wären die Gebiete dauerhaft verloren.
Was würde übrigens passieren, wenn jetzt die Russen abziehen und Putin eine Niederlage eingestehen würde? Was passiert mit den Menschen in der Ostukraine? Die meisten davon waren schon vor Einmarsch der russichen Truppen Ukrainer mit ethnisch-russischem Hintergrund. Wie schützt man die vor Racheakten? Auch hier gibt es keine Antworten, keine Garantien. Und sicherlich wird Kiew keine autonomen Gebiete akzeptieren, sondern möchte die Ukraine in ihrer Gänze rekonstruieren. Dazu gehören eben auch die ostukrainischen Gebiete.
Das mit dem "Krieg beenden" ist halt leichter gesagt als getan.
Ganz besonders halt dann, wenn man die Realität ignoriert und glaubt, danach ist a) wieder Normalität zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern und b) der Unterlegene könne irgendwelche Forderungen stellen. So sehr der Wunsch nach einer GANZEN Ukraine mit den Grenzen von 1991 verständlich ist, so unwahrscheinlich ist das heute.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.03.2024 13:31).