Ansicht umschalten
Avatar von echec
  • echec

214 Beiträge seit 30.09.2005

Was man lernen könnte

Und was sagen sagen dem kritischen Leser die drei Löcher in den
Muscheln? Nichts? Wirklich nichts? Nein, diese drei Löcher erzählen
uns ungemein viel, schön wie Andrea Naica-Loebell dies zusammenträgt.

Uns könnten diese Löcher nämlich erzählen wie wir - damit meine ich
hier die abendländischen Wissenschaftler - unsere alltägliche Fragen
in eine entlarvende Ferne zu projizieren vermögen, ohne dabei einen
offensichtlichen Zusammenhang zu erkennen.
Die  Löcher erzählen uns unsere Entfremdung von uns selber und über
die ungeeigneten Mittel, Antworten zu finden.  Aktuelle Fragen
bezüglich Macht, sozialen und individuellen Unterschieden,
gesellschaftlichen Zwängen und Nöten getrauen sich die Fachleute,
also die Anthropologen kaum zu stellen. Dafür stellen sie sich diese
Fragen in einem völlig harmlosen akademischen Rahmen und glauben
diesen in Bezug zum heutigen Menschen stellen zu können.

Trotz unendlich vielen Beispielen an menschlichem Handeln und Denken,
sind die Wissenschaftstore nicht fähig zu erkennen, was den Menschen
zum Menschen macht. Und ihre Blindheit ist keine australopitecinische
Unfähigkeit, sondern eine systeminhärente Voraussetzung. Eine
soialwissenschaftliche conditio sine qua non, die sie vielleicht
erahnen, in ihrer Befangenheit jedoch nicht zu erfassen vermögen.

Die in den Löchern erkannten Statussymbole sind Ausdruck unserer
Unsicherheit und Verlegenheit bezüglich Statussymbolen generell. Es
sind selbstverständlich soziale Statussymbole gemeint, Symbole die
auf ein gesellschaftliches Oben und Unten verweisen, auf
Unterdrückung und Macht. Auf etwas anderes kommen die Tore gar nicht,
setzen Muschellöchlein mit Pavianärschen gleich, erkennen in ihnen
den Grund für Rivalitäten, Standesunterschieden, Kriege um Ressourcen
usw. 

Ihre Interpretation ist somit nichts anderes als die Wiederkehr ihres
Verdrängten. Diese Löcher erzählen uns viel über unseren Umgang mit
uns nahestehenden Fragen, über unsere unausgesprochenen Phantasien
und Zwänge. Doch welcher Wissenschaftsappartschnik will das schon
diskutieren, immerhin wird  doch bald das Statusgen gefunden werden:
sozialer Status und Ungleichheit ist demnach biologisch gegeben,
unser anpässerisches Verhalten ist genetisch determiniert; soziale
Unterschiede machen das Wesen des Menschseins aus, das war schon vor
huuunderttausend Jahren so, wieso soll es also heute anders sein.

Doch keine Bange, der Homo sapiens hat mehr Potential, als die
Anthropologeten ihm zugestehen wollen, wir sind zu mehr Erkenntnis
fähig, trotz Archäopädagogen, Consulter und Journalisten.

echec
Bewerten
- +
Ansicht umschalten