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Ich habe jedoch, so glaube ich, in erster Linie den MSM-Artikel wiederholt und dabei eigene Worte benutzt. Eine "richtige", ausfuehrliche Analyse koennte hingegen deutlich laenger werden. Bei einer solchen Analyse koennte man beispielsweise Informationen aus verschiedenen Quellen zusammentragen und die Unterschiede aufzeigen. Dann koennte man nach aehnlichen Vorfaellen aus der naeheren Vergangenheit suchen und diese ebenfalls im Artikel erklaeren und vergleichen (nennen reicht nicht). Also z.B. soll es ja in der Vergangenheit schon Giftgasvorfaelle gegeben haben, vielleicht sollte man da etwas erklaeren. Man sollte auch klar sagen, wenn man nicht weiss, wer es war. Ausserdem koennte man die staendige Kritik an Russlands Aussagen mal auf die Aussagen von westlichen Kriegsparteien anwenden.
Man koennte viel, sehr viel schreiben. Ich kann das aber nicht machen. Denn ich bin nicht Journalist geworden.
Hier mal ein stuemperhaftes Beispiel, zum Thema Vergleichen und Unterschiede aufzeigen:
Am 05.04.2017 haben die MSM-Medien ueber diesen Giftgasvorfall berichtet. Die freie und pluralistische deutsche Medienlandschaft ermoeglicht es jedem Journalisten, frei und unvoreingenommen zu arbeiten und als 4. Gewalt kritisch zu berichten und zu hinterfragen. Das Ergebnis dessen sieht dann so aus, dass um 14:06 Christoph Sydow (Spiegel) [1] in Berlin zum Schluss kommt, dass die russische Erklaerung nicht stimmen kann (ohne Begruendung), er nennt das getroffene Haus "Chemiewaffenlager" und "Munitionslager", er sagt dass die grosse Terrorgruppe in der Vergangenheit Senfgas benutzt hat, er prophezeit dass Russland die Resolution blockieren wird und er gibt zu verstehen, dass Assad Schuld hat. Um 10:43 berichtet Paul-Anton Krueger (SZ) [2] aus Kairo, bringt die selben Punkte (aendert aber die Formulierung, sodass es keiner merkt, z.B. heisst das Haus jetzt "Lagerhaus") und auch er kommt zum selben Schluss, dass es Assad sein muss und dass die Russen luegen. Um 21:45 meldet sich Christoph Erhardt (FAZ) [3] aus Beirut, er nennt das Haus "Waffenschmiede", auch er bezeichnet Russlands Aussage als Behauptung, auch er erwaehnt die Tuerkei und selbstverstaendlich sagt er eindeutig, dass der boese Regime-Diktator Assad dahintersteckt. Am 04.04. um 17:12 berichtet Frank Jansen und Christoph von Marschall [4] aus Washington, der sich am Anfang genoetigt sieht, die Berichte vom Herrn Osama Suleiman aus Suedengland als serioes zu bezeichnen, dann findet man wieder die gleichen Formulierungen, wobei ihm wohl keine Bezeichnung fuer das Haus eingefallen ist (+ ein Krankenhaus), Senfgas, Assad ist schuld. Am 05.04. meldete sich (um 05:59?) Isabell Bhuiyan (N24/Welt) [5], sie nennt das Haus "Giftgaslager" und "Chemiewaffenfabrik", wie bei der SZ wird vom Iran und Astana gesprochen, ueberhaupt habe ich den Eindruck, eine Kopie vom SZ-Artikel zu lesen. Und so weiter. Alle beschuldigen die syrische Regierung und fordern mehr oder weniger direkt ein militaerisches Eingreifen.
Deutschland, Aegypten, Libanon, USA - alle sind sich innerhalb von Stunden einig, insbesondere dass Assad schuld ist. Nun will ich fairerweise sagen, dass innerhalb von wenigen Stunden eine ausfuehrliche Recherche kaum machbar ist, hier werden stichpunktartige Informationen von der Regierung an den Leser weitergegeben. Allerdings sind nicht nur die Stichpunkte die selben, sondern auch die Botschaft, also alles was ausserhalb von Anfuehrungszeichen steht, etwa Titeltexte und Zusammenfassungen. Da steht also in der Textvorlage, die der freie Journalist (in meiner Fantasie) in einen Text umwandeln soll, der so aussieht, als haette er ihn selbst geschrieben, u.a. ein Stichpunkt mit der russischen "Behauptung" und ein anderer mit der Tuerkei, die uns helfen wird, Assad als Schuldigen zu identifizieren. Die russische Aussage koennte ja nun ein Widerspruch zur Vorgabe "Gasangriff durch Assad" sein und der andere Punkt auch, denn wenn man den Schuldigen erst finden muss und dafuer Hilfe braucht, kennt man den Schuldigen ja noch nicht eindeutig. Dieser simple Widerspruch koennte doch nun ein Gedanke sein, der einem durch den Kopf gehen muesste, wenn man diese Stichpunkte abschreibt. Aber nein, irgendwie ist das alles kein Problem, alle unsere kritischen Journalisten sind sich einig, dass es derjenige war, dessen Schuld man noch nicht bewiesen hat. Komisch.
[1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/giftgasangriff-in-syrien-eine-luege-und-viele-ungereimtheiten-a-1141982.html
[2] http://www.sueddeutsche.de/politik/giftgas-in-syrien-was-auf-einen-giftgasangriff-der-syrischen-armee-hindeutet-1.3451751
[3] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/syrien-krieg-giftgas-angriff-in-idlib-uebertrifft-mass-an-grausamkeit-14959059.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
[4] http://www.tagesspiegel.de/politik/toedlicher-giftgasangriff-das-syrische-grauen/19614284.html
[5] https://www.welt.de/politik/ausland/article163419688/So-erklaert-Russland-den-mutmasslichen-Giftgasangriff-in-Syrien.html
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.04.2017 01:29).