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  • Sinerider

mehr als 1000 Beiträge seit 13.11.2020

Flassbeck irrt und täuscht

In einem System der freien Wechselkurse und der voll konvertierbaren Währungen bringt der Wechselkursmechanismus den Handel (trade in goods and services, Handelsbilanz plus Dienstleistungsbilanz) so zum Ausgleich, dass es für die Handelspartner verträglich ist.

Im Piepland kostet die Herstellung eines Werkstücks 200 Piepen, im Knetland 80 Knete. Wo würde ein Investor seine Produktionsstätte errichten? Ganz genau: Ohne den Wechselkurs zu berücksichtigen kann diese Entscheidung nicht getroffen werden. Und wenn der Wechselkursmechanismus funktioniert, dann hat man auf Dauer auch keinen Vorteil mehr.

Warum funktioniert der Wechselkursmechanismus in China nicht? Ganz einfach, weil am System der freien Wechselkurse und der voll konvertierbaren Währungen nicht teilgenommen wird.

Unzulässig ist bei dieser Betrachtung auch die Leistungsbilanz heranzuziehen. Diese setzt sich aus Handelsbilanz (Handel mit Waren), Dienstleistungsbilanz (Handel mit Dienstleistungen), Primär- und Sekundäreinkommen (Zufluss an Geldern aus der wirtschaftlichen Tätigkeit des Inlands im Ausland, also wenn Arbeitnehmer oder Unternehmen im Ausland Einkommen/Gewinne erzielen).

Primär- und Sekundäreinkommen können einen Binnenbeitrag zum BIP leisten, wie viel wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass private Haushalte und Unternehmen Nettosparer sind. Der Beitrag dieser Sektoren zum BIP ist also negativ.

Hat eine Volkswirtschaft ein Handelsdefizit, dann bedeutet das eine höhere gesamtwirtschaftliche Verschuldung und den Verlust von Industriearbeitsplätzen. Ich möchte Herrn Flassbeck mal reden hören, wenn er seinen Job verliert und sich jedes Jahr neu und höher verschulden muss. Hier ist auch seine Angabe in Prozent zum BIP unzulässig, es geht hier um die schiere Größe, bei China um über 800 Milliarden (letztes Jahr).

Abwegig im internationalen Vergleich ist auch seine Angabe der EU-27. Die gehören nicht alle zum Euro-Währungsraum. Wenn er also so argumentiert wie Prof. Sinn, die EU-Staaten wären wirtschaftlich so verbunden, dass man sie bezüglich des Handels zusammen fassen kann, dann kann man auch z.B. Mexiko zum Handel der USA rechnen.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Heiner Flassbeck hat viel dazu beigetragen, warum die neoklassische Volkswirtschaftslehre, so wie sie heute immer noch an Schulen und Universitäten gelehrt wird und den Mainstream beherrscht, Unsinn ist. Dafür gebührt ihm hoher Dank. Deshalb ist es um so trauriger, dass er jetzt so argumentiert.

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